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02-03-18
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Planung für Zeit nach dem Akw beginnt

Betreiber will alle Fessenheimer Beschäftigten unterbringen / Stromproduktion bis zum letzten Tag.


Akw Fessenheim Foto: a f p

FESSENHEIM. Erstmals, seit in Frankreich auf politischer Ebene die Stilllegung des Atomkraftwerks in Fessenheim beschlossen ist, hat die Akw-Leitung über ihre Planung bis zum Rückbau gesprochen. Noch in diesem Jahr könnte das Akw endgültig abgeschaltet werden. Der genaue Zeitpunkt hängt von der Inbetriebnahme des neuen Reaktors Flamanville 3 ab. "Bis das Akw-Gelände nicht mehr als nukleare Einrichtung geführt wird", sagte Direktor Marc Simon-Jean bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Fessenheim, "werden etwa 15 bis 20 Jahre vergehen." Unmittelbar nach der Stilllegung muss das Brennmaterial entfernt werden, wofür der Betreiber EdF drei Jahre veranschlagt. Erst danach ordnet der Präfekt als regionaler Staatsvertreter per Erlass den Rückbau an.

Sobald die Abschaltung vollzogen ist, benötigt der Betreiber vor Ort deutlich weniger Arbeitskräfte. Sehr schnell dürfte deshalb die Zahl der von EdF direkt Beschäftigten von derzeit 757 auf mittelfristig gut 300 sinken. Ist das Brennmaterial vollständig entnommen, sinkt die Personalstärke auf 60. Diese Gruppe, sagte Simon-Jean, werde in erster Linie mit der Auftragsvergabe an Spezialunternehmen für den Rückbau betraut sein. Er geht davon aus, dass EdF alle Beschäftigten, die künftig in Fessenheim nicht mehr gebraucht werden, an anderer Stelle im Konzern unterbringen kann. Ob die Betroffenen ein entsprechendes Angebot akzeptieren, hänge vom Einzelfall ab. Aus Gewerkschaftskreisen hieß es in den vergangenen Monaten häufig, in Fessenheim fühle sich die Belegschaft in besonderem Maße mit dem Standort verbunden.

Für die Situation auf dem elsässischen Arbeitsmarkt bedeutet Simon-Jeans Aussage hingegen, dass für die EdF-Angestellten zumindest theoretisch eine materielle Lösung in Sicht ist. Für gut ein Fünftel von ihnen kommt bis 2024 zudem eine Ruhestandregelung in Betracht.

Anders sieht es für die Subunternehmer aus – hier geht es laut EdF um 330 Mitarbeiter – und all jene (etwa der Einzelhandel und Handwerker), die indirekt von der Kaufkraft der EdF-Belegschaft profitiert haben. Von 60 Millionen Euro durchschnittlichem Auftragsvolumen pro Jahr an externe Unternehmen sei ein Drittel an Betriebe im Elsass und Ostfrankreich vergeben worden.


Wo Millionenumsätze getätigt werden, fallen auch Steuern an. Zur Frage, was sein wird, wenn diese bald um 80 Prozent sinken, signalisierte der Pariser Umweltstaatssekretär Sébastien Lecornu beim Besuch im Januar die Bereitschaft der Regierung, Zugeständnisse zu machen. Bislang zahlt EdF für den Standort Fessenheim pro Jahr 44 Millionen Steuern. 13,6 Millionen hiervon bleiben in der Region. Bei Transfers an die Staatskasse könnten die Elsässer zumindest für eine Übergangsphase Erleichterungen erhalten.

Strom produzieren wird das Akw, daran ließ Simon-Jean keinen Zweifel, bis zum letzten Tag. Mit einem erneuten Hochfahren von Block 2 rechnet er sogar noch in diesem Frühjahr – als Datum nannte er Ende März. Für einen der Dampferzeuger in Block 2 hatte die Atomaufsicht (ASN) im Juni 2016 wegen Materialmängeln die Genehmigung entzogen.

 Online Kommentare:
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Gustav Rosa: 02. Mär 2018 - 00:00 Uhr

Was heute als Schlagzeile durch die Medien geht ist eigentlich schon Schnee von gestern. Die Entscheidung, die beiden Uraltmeiler im AKW Fessenheim endgültig abzuschalten ist gefallen und wird jetzt auch offiziell von der Werksleitung bestätigt. Warum immer noch krampfhaft an der Verknüpfung mit der Inbetriebnahme des EPR in Flamanville festgehalten wird, ist logisch nicht nachvollziehbar, mag aber mentalitätsbedingt als letzter Strohhalm herhalten.

Ebenso unlogisch die einseitige Sicht in Bezug auf Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Immerhin haben die Schreckgespenster Entlassung und Arbeitslosigkeit ausgedient. Verschwiegen wird aber, dass für den Rückbau auch viele (neue) Arbeitskräfte benötigt werden. Auch diese Leute müssen essen und wohnen.
Und durch die Ansiedlung neuer Wirtschaftszweige besteht eine gute Chance, aus dem heute noch strukturschwachen Elsass in wenigen Jahren eine blühende Wirtschaftsregion zu machen. Für mich DIE Schlagzeile, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Dagegen klingt der zweite Halbsatz des Titels dieses Berichts: "Stromproduktion bis zum letzten Tag." eher wie Hohn, bedeutet er doch nichts anderes als: "Wir halten an dem Risiko, das mit jedem Tag der vergeht weiter ansteigt, fest."

Der Weg bis hin zur "grünen Wiese" in Fessenheim ist lang. Jeder Tag, an dem früher damit begonnen wird, bedeutet "Einen Tag früher Grüne Wiese". Wenn das keine Schlagzeile wert ist...

p.s. Lob wem Lob gebührt: Die Überschrift "Planung für Zeit nach dem Akw beginnt" ist eine gute Schlagzeile!


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