Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat bei politischen Gesprächen in Paris das Atomkraftwerk in Fessenheim angesprochen – ohne Erfolg.
"Wir haben mit Fessenheim auch ein Konfliktthema", sagte Kretschmann am Mittwoch bei einem Treffen mit dem konservativen Vize-Minister Philippe Richert. Die grün-rote Landesregierung hatte bereits gefordert, dass der störanfällige Altmeiler stillgelegt wird.
Frankreich bleibt hart, aber gesprächsbereit
Richert, der auch Regionalpräsident im Elsass ist, blieb hart: Fessenheim werde wie angekündigt zunächst zehn Jahre weiterlaufen und immer wieder kontrolliert. Künftig solle auch eine Expertengruppe aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz den Meiler überprüfen. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller hatte Anfang August verlangt, dass bei einem Stresstest für das AKW dieselben Maßstäbe angelegt werden sollten wie in Deutschland.
Kretschmann warb bei Richert für mehr Zusammenarbeit auf dem Energiesektor. Baden-Württemberg habe ein ehrgeiziges Ziel: "Wir müssen die Energiewende in den nächsten zehn Jahren schaffen." Frankreich setzt bisher im großen Stil auf die Atomkraft. Neuerdings gibt es aber auch dort Diskussionen über einen Ausstieg.
Der Vize-Minister, der für Gebietskörperschaften zuständig ist, appellierte an Kretschmann, auch Deutschland müsse sich bereiterklären, französischen Experten den Zugang zu deutschen Atomkraftwerken zu ermöglichen. Beide Seiten müssten sich öffnen: "Wir sollten nicht darin verharren zu sagen, wir haben als einzige die richtige Lösung."
Richert erklärte, der Dissens zwischen Frankreich und Deutschland im Energiebereich sei nicht so groß, wie immer behauptet werde. Auch die Franzosen seien sehr daran interessiert, die erneuerbaren Energien weiter zu entwickeln. Dabei müsse aber auch gefragt werden, was passiert, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. "Es geht ja nicht, zu sagen, wir kehren der Atomkraft den Rücken und holen uns den Strom aus dem Nachbarland."