Auf dem Gelände der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe werden fast 1700 beschädigte Fässer mit Atommüll gelagert. Die Behälter rosten, weil die Zwischenlagerung länger als geplant dauert.
Ein Sprecher der für die Entsorgung der Anlage zuständigen Firma WAK GmbH bestätigte am Dienstag einen NDR-Bericht. Die Zahl von 1692 Fässern mit Rostschäden entspreche einem Anteil von weniger als zehn Prozent aller zwischengelagerten Atommüllfässer, sagte der Sprecher.
Bei Beginn der Lagerung sei nicht erwartet worden, dass die Zeit der Zwischenlagerung bis zum Transport in ein Endlager so lange dauern werde. Die Fässer werden auf dem Gelände des Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen oberirdisch gelagert.
Weiterer Rost vermutet
Laut NDR sind bundesweit fast 2000 von insgesamt rund 85.000 Behältern mit Atommüll verrostet oder anderweitig beschädigt. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer beschädigter Fässer noch weitaus höher ist. Michael Sailer, Atomexperte des Öko-Instituts, sagte dem Sender: "Ich erwarte, dass man bei genauerer Inspektion in verschiedenen Lagern weitere Korrosionen findet. Aus meiner Sicht sehen wir bislang nur die Spitze des Eisbergs."
Regierung rechnet mit doppelt so viel Atommüll
Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich deutlich mehr Atommüll entsorgen müssen als bislang angenommen. Allein die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls, für den bei Salzgitter derzeit das Endlager Schacht Konrad errichtet wird, könnte sich verdoppeln, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf einen Entwurf des nationalen Entsorgungsplans, den die Bundesregierung mit den Ländern abstimmt.
Atommüllfässer in Karlsruhe
Mehr als 65.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lagern auf dem Gelände des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe. Die Fässer sind in insgesamt 6500 Containern untergebracht, die in einem Gebäude gestapelt werden. Dieses Zwischenlager befindet sich auf dem heutigen Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Eggenstein-Leopoldshafen.
Die Fässer enthalten zumeist Asche, etwa aus verbrannten Schutzanzügen, mit Zement vermischte Schadstoffe oder zusammengepressten Schrott. Mehr als 20.000 Fässer wurden seit 2005 auf Schäden kontrolliert. Dabei wurden in 1692 Fällen Rostschäden festgestellt. Diese Fässer wurden in größere Behälter gestellt und bei Bedarf umgepackt. Daher gehe von diesen Fässern keine Gefahr mehr für Umwelt oder Mitarbeiter aus, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums Baden-Württemberg.
http://badische-zeitung.de/in-karlsruhe-lagert-atommuell-in-1700-rostigen-faessern