BREISACH (bp). Klimawandel und schwindende Reserven an fossilen Brennstoffen verlangen nach einer Energiewende. "100 Prozent erneuerbare Energien für Breisach – Was müssen wir tun?", fragte daher die Umweltliste Breisach in einer Podiumsdiskussion, die Professor Volker Wittwer vom Freiburger Fraunhofer-Institut moderierte. In seinem Fazit hieß es, dass jeder Einzelne aufgefordert sei, Energie zu sparen und intelligenter zu nutzen, doch dass auch von der Politik mehr Bereitschaft zu unpopulären Entscheidungen nötig sei.
"Wir müssen lernen, mit dem Klimawandel umzugehen, und vor allem, dass nachhaltige Energieversorgung auch etwas kostet", forderte der Wissenschaftler. Bislang hätten politische Interessen und die Konzentration auf wenige große Versorgungsunternehmen wesentliche Probleme verursacht. Derzeit erfahre der Energiesektor eine Umstrukturierung, da durch die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind und Biomasse die Versorgung dezentraler werde.
Zunächst skizzierte Rudolf Höhn vom Verein "Solarregio" in seinem Einführungsvortrag mögliche Auswirkungen des Klimawandels. Ein Zusammenhang zwischen dem Anteil an Kohlendioxid und der Temperatur sei nicht zu leugnen. Schon eine globale Erwärmung um zwei Grad Celsius könnte hierzulande dramatische Folgen haben. "Im Sommer hat der Rhein Trockenzeiten, im Winter drohen Überschwemmungen, die Malaria kehrt zurück, der Schwarzwald wird zum Pinienwald", veranschaulichte Höhn. Dabei sei es bereits heute möglich, mit erneuerbaren Energien den Weltbedarf zu decken. Eine Fläche von 700 Quadratkilometern in der Saharawüste zur Gewinnung von Solarenergie würde dazu rechnerisch ausreichen.
An der Podiumsdiskussion nahmen neben Wittwer und Höhn der Breisacher Bürgermeister Oliver Rein, sein Weisweiler Amtskollege Oliver Grumber und Peter Majer von der Badenova teil. Laut Rein erarbeitet die Stadt Breisach derzeit einen "solaren Katasterplan", der bis Ende des Jahres im Internet bereitstehen und den Bürgern zeigen soll, ob sich ihr Haus für eine Solaranlage eignet. Bei den neuen Baugebieten habe man die Vorschriften bewusst nicht verschärft. Bevor man den privaten Eigentümer stärker reglementiere, gelte es, den Ist-Zustand beim Energieverbrauch zu ermitteln und sich um die mehr als 200 kommunalen Gebäude zu kümmern. Hierfür seien zunächst Energieausweise erstellt worden. Nun werde geprüft, inwieweit eine energetische Sanierung dieser Gebäude realisierbar ist, und daraus ein Gesamtkonzept entwickelt. Bei den städtischen Schulen wurde mit der Fenstersanierung begonnen.
Autos dominieren den Verkehr
Grumber ergänzte, dass sich die Gemeinde Weisweil ebenfalls auf den Baubestand konzentriere. Speziell geförderte Bürgerkraftanlagen hätten zu Schneeballeffekten geführt. "Wir können zwar nicht die großräumigen Lösungen schaffen, aber die Bürger auf kommunaler Ebene dazu animieren, bei der Energiewende mitzumachen", analysierte Grumber. Ähnlich verhalte es sich bei der Verkehrssituation, die innerorts noch zu stark durch das Auto dominiert werde. Er selbst sei so oft wie möglich mit dem Fahrrad unterwegs. Rein sagte, man sei bestrebt, eine dritte Stadtbuslinie in Breisach zu installieren und bei der S-Bahn einen Viertelstundentakt zu erreichen.
Majer erläuterte, mit welchen Problemen die regionalen Energieversorger zu tun hätten. Sie seien verpflichtet, jedermann einen Stromanschluss zur Verfügung zu stellen, könnten die dabei entstehenden Kosten aber erst bei tatsächlicher Abnahme von Strom verrechnen. Wer sich eine nahezu autarke "Versorgungsinsel" schaffe, belaste so letztlich die übrigen Verbraucher. "Wir müssen den Dreiklang berücksichtigen, was technisch und wirtschaftlich machbar und ökologisch ist", forderte er.
Weitere Informationen im Internet: www.umweltliste-breisach.de
© Badische Zeitung, Freitag, 08.05.2009