Zum Artikel "Bewährungsprobe für Freundschaft", BZ vom 23. Juli:
Man kann unserer Bürgermeisterin vielleicht vorwerfen, dass sie in so mancherlei Angelegenheiten nicht den richtigen hiesigen Ton trifft. In diesem Fall hat sie meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Das Argument von Herrn Brender, dass das AKW in Fessenheim in 23 Jahren Jumelage kein Problemthema zwischen den beiden Gemeinden war, liegt wohl eher daran, dass in der Vergangenheit gerade in den Zeiten der Kommunalwahlen vollmundige Versprechen aus allen politischen Lagern zum Thema "AKW Fessenheim abschalten" gemacht wurden, sich aber im Nachgang keiner die Finger schmutzig machen wollte und lieber über softere Themen geredet wurde, wie gemeinsame Feste, die durchaus auch ihre Berechtigung haben und wichtig für die freundschaftlichen Beziehungen sind.
Die Gemeinde Hartheim ist als einzige Gemeinde im Umland nicht Mitglied bei TRAS (Trinationaler Atomschutzverband), "um die Gefühle der französischen Nachbarn und Freunde nicht zu verletzen" hieß es derzeit. Ich frage mich ernsthaft, was mit den Gefühlen der Bürger in und um Hartheim ist. Meiner Meinung nach hat Frau Schönberger treffende Worte gefunden, die im Artikel zitiert sind. Der Brief an den französischen Präsidenten wurde laut Medienberichten im Hartheimer Gemeinderat abgesegnet und mindestens zeitgleich an die Gemeinde Fessenheim gegeben beziehungsweise darüber gesprochen. Wie gut, dass sich das Oberhaupt der Gemeinde endlich auch für die Gefühle diesseits des Rheins einsetzt, für die Angst, die hier umgeht und die unser Leben in direkter Nachbarschaft des ältesten Atommeilers in Frankreich tagtäglich beeinflusst. Und wo könnte man sich besser einsetzen als bei dem, der bei seinem Amtseintritt das Versprechen Stilllegung des AKW Fessenheim gegeben hat, das es nun einzulösen gilt. Ich kann nachvollziehen, dass die Bürger in Fessenheim Angst um ihre Zukunft haben. Aber sowohl auf dieser wie auch auf der anderen Seite des Rheins haben noch viel mehr Menschen Angst vor dem Ernstfall. Auch Störfälle, die in allen Punkten beantwortet waren laut Bürgermeister Brender, bleiben doch Störfälle. Und auch wenn das AKW ein Pulverfass wäre, würden die Menschen in Frankreich dort arbeiten, weil es keine andere Arbeit in Fessenheim gibt, was das Ganze ja so schwierig macht.
Sabine Bliss, Hartheim