Log: in / out

Einzelansicht für Meldungen

15-11-17
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Französischer Stromkonzern denkt über die Stilllegung nach

EdF-Chef spricht in Fessenheim mit der Belegschaft über ein mögliches Ende des Akw / Angeblich Abschaltung doch noch im nächsten Jahr.

FESSENHEIM. In Paris diskutiert man, wann das Atomkraftwerk Fessenheim vom Netz gehen soll – im nächsten Jahr oder doch erst später, womöglich erst 2025. Doch der Betreiber des Akw, der Energiekonzern Electricité de France, der sich lange gegen den Gedanken einer Stilllegung gesträubt hatte, scheint sich damit allmählich abzufinden. Philippe Sasseigne, Chef der Atomsparte von EdF, war jetzt zu Besuch in Fessenheim und hat dort, so weit dies bekannt wurde, erstmals vor der Belegschaft über das Thema gesprochen. Er habe möglichst vielen Beschäftigten Gelegenheit geben wollen, um Fragen zu stellen, heißt es dazu aus Gewerkschaftskreisen. Weil es eine interne Veranstaltung gewesen sei, gebe es dazu auch keine öffentliche Verlautbarung. Dennoch machte insbesondere unter Atomkraftgegner die Runde, was dort besprochen worden sein soll. Sasseigne, heißt es, habe den Beschäftigten des zur Stilllegung verurteilten Akw das Aus für Ende 2018 angekündigt und bereits konkrete Zahlen über Versetzungen genannt. Damit sei klar, dass nun auch der Konzern selbst zur Stilllegung entschlossen sei – in dieser Deutlichkeit war dies vorher nie geäußert worden

Doch der so kolportierte Inhalt der Belegschaftsversammlung wird sogleich dementiert durch die EdF-Betriebsrätin Anne Laszlo. Der Badischen Zeitung sagte sie: "Der Besuch von Philippe Sasseigne war seit Monaten geplant." Er habe keine präzisen Ankündigungen gemacht über einzelne konkrete Schritte. "Wir als Gewerkschafter und als Beschäftigte sind weiterhin gegen eine Schließung des Standortes", betont Laszlo, die für die Gewerkschaft CFE Énergies dem Betriebsrat des Akw angehört. Das bedeute jedoch nicht, dass man Ohren und Augen vor der laufenden Diskussion verschließe. Entsprechend habe Sasseigne in Fessenheim mit der Belegschaft durchgesprochen, wie die bevorstehenden Monate ablaufen könnten.

Es geht auch um die Personalplanung


Für Laszlo liegt es auf der Hand, "dass EdF der möglichen Stilllegung Fessenheims nicht ohne eigene Planung entgegengehen wird, auch wenn nach wie vor in der Schwebe ist, wann sie kommt". Zudem bedeute das Ende der Stromproduktion nicht den Beginn des Rückbaus. Der Übergang müsse aber auf alle Fälle unter sicheren Bedingungen geschehen. Dazu gehöre, dass neben vielen anderen Fragen auch geklärt werde, wer gegebenenfalls von den heute 750 in Fessenheim Beschäftigten auch künftig bei der EdF bleiben wolle und vorziehe, an einen anderen Standort versetzt zu werden.

Die Pläne für die Stilllegung des inzwischen 40 Jahre alten Akw gehen auf den Wahlkampf der französischen Sozialisten unter François Hollande 2011/2012 und ein Zugeständnis an die Klientel der französischen Grünen-Partei zurück. Ségolène Royal, die letzte Umweltministerin in der Amtszeit Hollande, hatte die Schließung des Akw-Standortes Fessenheim noch vor der verlorenen Wahl im Frühjahr 2017 per Dekret veranlasst. Allerdings muss der Betreiber EdF diese Stilllegung selbst beantragen.

Vergangene Woche hatte Royals Nachfolger Nicolas Hulot eine Kehrtwende angekündigt. Die noch von Royal geplante Reduzierung des Atomstromanteils in Frankreich von heute 75 auf 50 Prozent werde nicht bis 2025 erfolgen. Die Stilllegung des Akw Fessenheim verortete Hulot für den Zeitraum der laufenden Amtszeit. Noch am selben Tag versicherte allerdings ein Staatssekretär im Umweltministerium der Straßburger Zeitung Dernières Nouvelles d’Alsace, dass die Regierung sehr wohl an dem bislang gehandelten Datum Ende 2018 für die Abschaltung der beiden Reaktoren in Fessenheim festhalte.

André Hatz, Sprecher der atomkritischen Initiative Stop Fessenheim, hält es für positiv, dass der Betreiber endlich gegenüber den Beschäftigten Klartext rede. "Man hat auf Zeit gespielt", beklagt er. "Eine Aussprache hätte längst stattfinden müssen." Er bedauert die derzeitige Unklarheit über die Zukunft des Akw. "Es gibt keinen Grund", sagt Hatz, "noch länger zu warten."

Online Kommentare:
==============

Die veröffentlichten Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

===

Gustav Rosa: 15. November 2017 - 00:15 Uhr

In meinem Kommentar vom 11. November 2017, 12:18 Uhr, habe ich mich kritisch zur Berichterstattung der Medien geäußert und dabei die "kleinen Journalisten" erwähnt, die es sich finanziell nicht leisten können, umfassend und hintergründig zu recherchieren. Ich hatte vergessen Bärbel Nückles davon auszunehmen. Gerne streiche ich bei ihr das Attribut "kleine". Und in Sachen rheinüberschreitende Berichterstattung ist sie eine große Ausnahmereporterin.

Danke für diese intensiven Nachforschungen und weiter so. Jetzt erfährt die Öffentlichkeit, was sich wirklich hinter den Kulissen abspielt. Ein wichtiger Schritt um den Umdenkprozess auch bei unseren Nachbarn im Elsass weiterzubringen.

Unsere französischen Mitstreiter haben im persönlichen Gespräch mit EdF-Betriebsrätin Anne Laszlo ein ähnliches Statement gehört. Sie interpretieren das aber weniger als Dementi sondern eher als eine vorsichtige Überleitung in die Realität: Die Stunden des Atomkraftwerks Fessenheim sind gezählt und der Stilllegungsprozess gehört feinfühlig eingeleitet. Oder weniger drastisch ausgedrückt: Die Entscheidung ist gefallen.

Auf unserer 343. Montagsmahnwache in Breisach hat Lucien auf eine aktuelle Stellenausschreibung der Gemeinde Fessenheim hingewiesen. Gesucht wird ein Landschaftsgärtner - in Aussicht gestellt wird ein langfristiger Arbeitsvertrag. Ist das der erste vorausschauende Schritt in Richtung "Grüne Wiese" für das AKW-Gelände?


Letzte Meldungen

Donnerstag 11. of März 2021
Montag 01. of Februar 2021
Montag 16. of November 2020
Montag 09. of November 2020
Montag 02. of November 2020

Treffer 1 bis 5 von 1393

1

2

3

4

5

6

7

nächste >