Der Unterschied zwischen einem Riss in einem Rohr und einem Rohrbruch mag technisch betrachtet marginal sein. Für die Nachbarn eines Atomkraftwerks ist er es nicht. Zumal wenn es sich um die älteste Atomanlage Frankreichs handelt: Da offenbart ein Rohrbruch weit mehr über den Zustand der Technik als ein kleines Leck. Das weiß man selbstverständlich auch in der Führungsetage des Fessenheimer Atomkraftwerks. Dort weiß man auch, dass die Kritiker in der Region jeden größeren Vorfall ausnutzen, um erneut die Stilllegung der beiden Reaktoren zu fordern. Also ist der Rohrbruch gegenüber der Öffentlichkeit heruntergespielt worden, erst recht die sich daraus ergebende Notabschaltung des Meilers. Als wäre diese Verfälschung nicht genug, hat die Akw-Mannschaft auch noch die Vorschriften missachtet, wie mit solchen Schäden intern umzugehen ist, bis hin zum Ignorieren eines Alarms – und dies unter den Augen der anwesenden Vertreter der Aufsichtsbehörde! Gewiss, all dies betraf "nur" den nichtnuklearen Bereich. Aber werden sich die Mitarbeiter das nächste Mal, wenn die Lage gefährlicher ist, anders verhalten? Zu den technischen Mängeln Fessenheims kommen also Mängel im Umgang mit Störfällen hinzu. Für die Nachbarn des Atomkraftwerks sind das höchst beunruhigende Nachrichten – und sie untermauern die Forderung an Frankreichs Präsidenten, Fessenheim wie versprochen bis 2016 abzuschalten. Monsieur Hollande, Sie sind am Zug!