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01-10-14
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Kassiert Royal Hollandes Zusage?

Bericht fürs Parlament in Paris empfiehlt Weiterbetrieb des Akw Fessenheim über 2016 hinaus / Umweltministerin: Schau’n mer mal.


Verdunkeln sich die Aussichten für die Fessenheim-Gegner? Das elsässische Akw am Rheinseitenkanal Foto: AFP

STRASSBURG. Die seit 2012 angekündigte Stilllegung des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim zum Jahr 2016 hat in Paris keine starke Lobby. Ein Bericht, der diese Woche im Finanzausschuss der Nationalversammlung vorgestellt wird, empfiehlt aus Kostengründen, das Akw weiterzubetreiben.
Nach Medienberichten beziffert das Papier die Kosten der Abwicklung – noch ohne den eigentlichen Rückbau – mit fünf Milliarden Euro. Die Autoren, der konservative Abgeordnete Hervé Mariton und der Sozialist Marc Goua, legen ihren Zahlen in erster Linie einen zu erwartenden Gewinnverlust für den Akw-Betreiber Electricité de France (EdF) zugrunde. Die Entschädigung, die der Staat dann zahlen müsste, orientieren sie allerdings an einer Laufzeit bis 2040. Die Betriebsgenehmigungen dagegen gelten nur bis 2019 für Block I und bis 2021 für Block II. Wie es dann weitergeht, entscheidet die Kontrollbehörde, nicht der Betreiber.

Frankreichs sozialistische Energieministerin Ségolène Royal rückte die Angaben umgehend zurecht. Sie seien falsch, sagte sie im Rundfunk: "Ich werde nicht dem Druck einer Lobby nachgeben." Vieldeutig aber sind Royals weitere Aussagen: Wenn EdF einen "vernünftigeren Vorschlag als eine Schließung von Fessenheim" unterbreiten würde, dann werde sie den Vorschlag prüfen. Man solle "die beiden Reaktoren schließen", bei denen Investitionen für die Sicherheit "am teuersten wären". Es seien bereits 500 Millionen Euro in Fessenheim investiert worden. Solche Fragen müssten "intelligent und ohne jede Ideologie" gelöst werden.

Vertreter der elsässischen Anti-Akw-Szene waren für den Bericht gehört worden. "Nichts von dem, was wir gegen das Akw vorgebracht haben, hat Berücksichtigung gefunden", klagte André Hatz von "Stop Fessenheim". Auch die deutsche Seite ist irritiert angesichts der Signale aus Paris. Die grünen Abgeordneten Bärbl Mielich und Kerstin Andrae fordern "Klarheit und eine verlässliche Positionierung der französischen Regierung, wann das Atomkraftwerk Fessenheim stillgelegt werden soll".

Am heutigen Mittwoch berät die Nationalversammlung in Paris das Gesetz zur Energiewende. Es sieht eine Höchstgrenze für Atomstrom von 63,2 Gigawatt vor. 2016 soll in Flamanville der neue Reaktor EPR ans Netz gehen. Im Gegenzug müsste EdF ein anderes Akw abschalten. Fessenheim galt stets als erster Kandidat dafür.

"Natürlich ziehe ich eine Schließung von Reaktoren an einem Standort vor, wo es mehr als zwei Reaktoren gibt", sagte Royal nun. "Das verhindert die komplette Schließung eines Industriestandortes." In Fessenheim dagegen gibt es lediglich zwei Reaktoren.

DAS AKW FESSENHEIM

Es ist das älteste und schwächste Atomkraftwerk Frankreichs. Die beiden Druckwasserreaktoren stehen 25 Kilometer südwestlich von Freiburg – auf der Höhe von Heitersheim – am Rheinseitenkanal (Grand Canal d’Alsace), gingen 1978 in Betrieb und leisten 1800 Megawatt.

Online Kommentare:

Die veröffentlichten Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Gustav Rosa: 01. Oktober 2014 - 00:06 Uhr

Bleibt die Frage, welchen "vernünftigeren Vorschlag als eine Schließung von Fessenheim" kann die EdF finden?
Ich glaube nicht, dass die französische Atomlobby einen "vernünftigerer Vorschlag" so schnell finden wird. Also führt das letztendlich zu dem Schluss, dass doch das älteste AKW Frankreichs abgeschaltet werden muss!
Immerhin sorgen solche Äußerungen für Schlagzeilen in den Medien, rütteln auf und erinnern uns betroffene Bewohner aus dem Dreyeckland daran, dass wir alle - von der Politik bis zur Protestbewegung - in unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen, an der Forderung festzuhalten: Das marode und altersschwache AKW Fessenheim muss sofort und endgültig stillgelegt werden!

Diesbezüglich tut sich zurzeit auf beiden Seiten des Rheins einiges. Gestern die Sitzung des Kreistags im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, morgen die Sitzung der CLIS in der Prefecture Colmar, deutsch-französische Initiativen für die Zeit nach der atomaren Ära in Fessenheim, die kontinuierlichen Montagsmahnwachen in Müllheim und Breisach...
Die Atomlobby und die Politik in Paris reagieren nervös - alles Anzeichen, die auf eine endgültige Lösung hindeuten.

- - -

Hier der Originalbericht: http://badische-zeitung.de/suedwest-1/kassiert-royal-hollandes-zusage--92087272.html


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