Originalbericht: badische-zeitung.de/suedwest-1/atomaufsicht-akw-fessenheim-bleibt-am-netz--84006232.html
Die französische Atomaufsicht bescheinigt dem umstrittenen Atomkraftwerk Fessenheim die Unbedenklichkeit. Erst vor wenigen Tagen hatte es dort erneut einen Zwischenfall gegeben.
Den Sicherheitsstandard des umstrittenen Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim – von Kritikern stets als Pannenreaktor bezeichnet – bewertet die unabhängige französische Atomaufsicht (ASN) als vergleichsweise zufriedenstellend.
Bei der Jahrespressekonferenz der ASN-Abteilung Straßburg sagte deren Leiter Florien Kraft am Dienstag, nach der Kritik vom Vorjahr habe sich der Betreiber Electricité de France (EdF) beim Strahlenschutz sogar verbessert.
2013 hatte die Atombehörde noch Schlampereien beim Arbeitsschutz in Fessenheim bemängelt. In diesem Punkt und bei den zahlreichen Nachrüstungen, die von der französischen Atomaufsicht bis Ende 2013 eingefordert worden waren, hat EdF alle Auflagen erfüllt. Damit, hieß es am Dienstag, liege Fessenheim auf dem durchschnittlichen Sicherheitsniveau der insgesamt 58 französischen Atomreaktoren. Aus Sicht der ASN liegt in der Konsequenz auch kein Grund vor, den Betrieb in Fessenheim einzustellen.
Hollandes Versprechen
Die Schließung des ältesten derzeit auf französischem Boden betriebenen Atomkraftwerks ist Teil eines Regierungsprojekts – der französischen Energiewende. Obwohl Frankreichs Sozialisten die Atomkraft eher förderten – unter François Mitterrand wurde in den 1980er Jahren ein Großteil der französischen Akw in Betrieb genommen – machte François Hollande mit der angekündigten Schließung von Fessenheim bis Ende 2016/Anfang 2017 vor drei Jahren erfolgreich Wahlkampf.
Mit erheblichen gesetzlichen Hürden hat Hollande aber wohl nicht gerechnet. Ohne ein eigenes Gesetz, das sich allerdings in Vorbereitung befindet, sind der Regierung die Hände gebunden. Entweder die Atomsaufsicht würde vernichtende Sicherheitsmängel entdecken. Oder der Betreiber hätte wirtschaftliche Gründe für eine Schließung, etwa, weil er Umbauten wie die Verstärkung der Sockelplatten für insgesamt rund 30 Millionen Euro für unrentabel hält. Weder das eine noch das andere ist der Fall. Die Sockelplatten wurden 2013 verstärkt.
"Wir warten auf das neue Gesetz und einen entsprechenden Erlass", sagte Florien Kraft.
Demontage von 16 Nuklearanlagen
Erst dann könne die Schließung von Seiten der Atomaufsicht vorbereitet werden. Auf mehrere tausend Seiten beziffert Kraft den Umfang solcher Unterlagen. Seine Behörde habe ausreichend Erfahrung mit solchen Dingen. 16 Nuklearanlagen werden in Frankreich derzeit demontiert. Darunter Reaktoren der ersten Generation aus den 1960erJahren und der Schnelle Brüter in Creys-Malville an der Rhône. Er wurde 1997 wegen technischer Probleme, hoher Instandsetzungskosten und nach einem Rechtsstreit mit Atomkraftgegnern still gelegt. Zwischen der Abschaltung des relativ kleinen Forschungsreaktors in Straßburg 1998 und dem Ende der Demontage lagen fast 15 Jahre.
Bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2017 wird die Pariser Regierung vielleicht die Abschaltung durchgesetzt haben. Ob der Plan der Sozialisten nach einem etwaigen Machtwechsel nicht einfach wieder kassiert werden kann, ist die entscheidende Frage.
Online Kommentare:
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Heiner Dubois: 30. April 2014 - 09:26 Uhr
"Aus Sicht der ASN liegt in der Konsequenz auch kein Grund vor, den Betrieb in Fessenheim einzustellen."
Ich wiederhole hier noch einmal eine bereits im Zusammenhang mit dem Herunterfahren des zweiten Reaktors von mir am 20. April gestellte Frage: Glaubt irgendjemand an eine Abschaltung von Fessenheim?
Michael Berner: 30. April 2014 - 09:27 Uhr
Hm, "vergleichsweise zufriedenstellend" also - klingt irgendwie nach "naja, ist jetzt nicht grade bombig aber besser als nix." Kann man darauf nun Rückschlüsse auf die anderen Reaktoren in Frankreich ziehen ? Immerhin heisst es: "Damit [...] liege Fessenheim auf dem durchschnittlichen Sicherheitsniveau der insgesamt 58 französischen Atomreaktoren.". Gibt es da auch eine Grafik, wer wieviel vom Mittelwert abweicht und welche Spanne um den Mittelwert herum als noch durchschnittlich angesehen wird? Auch welche Parameter in diese Durchschnittsbildung einfließen, oder noch besser nicht einfließen, wäre interessant zu wissen. Natürlich erkennt man deshalb keine Notwendigkeit, die Reaktoren in Fessenheim abzuschalten - genau wie man es bei den inzwischen allen havarierten Reaktoren zuvor auch nicht erkannte.
Gustav Rosa: 30. April 2014 - 10:25 Uhr
Die Tage des AKWs Fessenheim sind gezählt! Dagegen nützen auch solche sogenannten Sicherheitsberichte nicht mehr lange. Dass die ach so "unabhängige" ASN da nicht ganz plötzlich umschwenken kann war zu erwarten.
Und wie sicher das AKW wirklich ist hat nicht zuletzt Greenpeace bewiesen...
Ich vertrauen den vernünftigen Köpfen im Elsass und in Paris, die auf die endgültige Stilllegung hinarbeiten. Die gilt es nun auch von deutscher Seite zu unterstützen. Hier werden die Weichen gestellt und nicht von der ASN.