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16-03-16
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Vorfall in Fessenheim verursacht Streit in Überwachungskommission

Atomkraftwerk

Die Mitglieder der Überwachungskommission Fessenheim (Clis) sind bei ihrem Treffen heftig aneinandergeraten. Auslöser war der verharmloste Vorfall vor zwei Jahren im Atomkraftwerk.

COLMAR. Die Positionen deutscher und französischer Politiker und Fachleute gehen beim Thema Atomkraft weit auseinander – aber auch die Elsässer sind uneins. Das hat auch die Sitzung der Überwachungs- und Informationskommission Fessenheim (Clis) am Dienstag in Colmar geprägt. Über der Frage, was von dem Vorfall im Akw Fessenheim vor zwei Jahren zu halten sei, der von Betreiber wie Atomaufsicht allem Anschein nach verharmlost worden ist, gab es heftigen Streit in dem deutsch-französischen Gremium.

Zu Beginn der Clis-Sitzung prallten anfangs Atomkraftgegner zusammen mit Gewerkschaftern aus dem Akw, die spontan eine wütende Verlautbarung gegen die drohende Schließung und damit den Verlust ihrer Arbeitsplätze verlasen. "Eine Stimme wird hier nicht gehört", sagte Betriebsratssprecherin Martine Herod: "Wir lehnen die Stilllegung ab, die allein das Ergebnis eines Wahlgeschachers ist." Von deutschem Zynismus war die Rede, gemünzt auf die Forderung des baden-württembergischen Umweltministers Franz Untersteller (Grüne), das Fessenheimer Kraftwerk wegen seines Alters und seiner Anstöranfälligkeit so früh wie möglich abzuschalten.

Unfreundlicher Tonfall

Jean-Paul Lacôte, Vertreter von Alsace Nature und Mitglied der Clis, hielt die Aussagen seiner Landsleute für unzumutbar. André Hatz vom französischen Antiatomkraftverband Réseau sortir du nucléaire passte der ganze Auftritt der Gewerkschafter nicht: Normalen Bürgern, vor allem solchen, die mit dem Weiterbetrieb des Akw nicht einverstanden seien, würden derlei Demonstrationen in der Clis nicht gestattet. "Sie sind ein parteiischer Präsident", warf er dem Clis-Präsidenten Michel Habig vor.

Habig ging später in merklich unfreundlichem Ton die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer an: "Was gibt der deutschen Presse das Recht, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen?" Er empörte sich über die Berichterstattung auf der anderen Rheinseite über den jüngsten Fessenheim-Skandal Anfang März. "Natürlich respektieren wir die nationale Autonomie von Frankreich", lenkte Schäfer ein. Deutschland habe eben andere Konsequenzen aus der Katastrophe von Fukushima gezogen: "Wir sorgen uns um die Sicherheit unserer Bürger."

WDR und Süddeutsche Zeitung hatten einem deutschen Nuklearsachverständigen Unterlagen der französischen Atomaufsicht zu einem Wassereinbruch und einer Notabschaltung vorgelegt, die sich im April 2014 ereignet hatten.

Akw-Leitung und Behörden setzen auf Verharmlosung

Die Akw-Leitung hatte damals als letzte Maßnahme Bor zugeführt, um die Leistung des Reaktors zu drosseln. Ein in Westeuropa einmaliger Vorgang, hieß es in den Berichten. Sowohl der Betreiber als auch die Atomaufsicht hatten den Vorfall dagegen als harmlos dargestellt und den Eindruck erweckt, man habe alles im Griff gehabt. Doch Routine könne dieses Vorgehen der Akw-Ingenieure in keinem Fall gewesen sein – Bärbel Schäfer hoffte deshalb auf Antworten aus erster Quelle. Stimme es, dass die Temperatur im Reaktor für Minuten aus dem Ruder gelaufen sei? Dass der Reaktor nicht mehr unter Kontrolle war? Weshalb sei der Vorfall nicht gemeldet worden? Die Leiterin der Atomaufsichtsbehörde in Straßburg, Sophie Letournel, hatte diese und andere Fragen schriftlich vor der Sitzung erhalten. Antwort gab sie dennoch keine: Alles, was zu dem Vorfall zu sagen sei, sei bereits öffentlich gesagt.

Umweltschützer Lacôte bedauerte diese Haltung: "Das ist vollkommen falsch, es leben auch auf französischer Seite Menschen, die sich Sorgen um die Sicherheit von Fessenheim machen." Sorgen, die neue Nahrung bekommen. Ein EdF-Mitarbeiter soll dem Journal de l’Energie einen internen Bericht zugespielt haben. In zahlreichen französischen Akw, heißt es dort, darunter auch Fessenheim, befänden sich die Notdieselgeneratoren, die die Kühlung des Reaktors sichern sollen, in einem "inakzeptablen" Zustand.

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  Online Kommentare
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Die veröffentlichten Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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Gustav Rosa: 16. März 2016 - 00:18 Uhr

Liebe französische Nachbarn,

bei aller Freundschaft - die Völkerverständigung über den Rhein hinweg funktioniert im Augenblick nur innerhalb der Antiatom-Protestbewegung. Paris hat eh andere Sorgen und die Lokalpolitiker aus dem Elsass...

Gerade jetzt, wo sich Fukushima zum fünften und Tschernobyl zum dreißigsten Mal jähren sollte die Zeit reif sein, vernünftig über die Zeit nach der Stilllegung nachzudenken. Das AKW Fessenheim kann nicht unendlich lange weiterlaufen. Die Region braucht eine neue Zukunft - ohne atomare Bedrohung. Wie sicher das Atomkraftwerk ist, darf spätestens nach der Dachbesetzung durch Greenpeace und der heruntergespielten Zwischenfälle ernsthaft bezweifelt werden.

Für heute Gute Nacht!


Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 10:15 Uhr

    Welche von den genannten waren jetzt "deutsche und französische Behördenvertreter"?

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Gustav Rosa: 16. März 2016 - 10:30 Uhr

    Gestern waren u.a. folgende Behördenvertreter dabei:
    Bärbel Schäfer und Klaus Kühle (RP Freiburg), Claude Brender (BM Fessenheim), Sophie Letournel (Leiterin der Atomaufsichtsbehörde ASN in Straßburg).

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 10:48 Uhr

    Danke, für die Namen, dass es dann in einer "Überwachungskommision" so zu geht, kann man mal zu "Kenntnis" nehmen.

    Bleibt da noch, Steuerstäbe funktonieren nicht und die Formulierung der Einsatz von Bor als vermeintlich "letztes" Mittel. Will dieser Bericht ernsthaft behaupten, dass man als zuständige atomare Überwachungskommision darauf keine Antwort bekommt?

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Manfred Elsäßer: 16. März 2016 - 11:08 Uhr

    Ist denn BOR in jedem Atomkraftwerk vorsorglich vorrätig? Was wäre gewesen, wenn das BOR nicht da gewesen wäre? Nicht mehr steuerbare Überhitzung der Brennstäbe? KERNSCHMELZE?

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Stefan Falk: 16. März 2016 - 11:10 Uhr

    Betriebsratssprecherin Martine Herod: "Wir lehnen die Stilllegung ab, die allein das Ergebnis eines Wahlgeschachers ist."

    Genau, Monsieur Herod, lassen wir es doch lieber weiterlaufen, bis es uns allen um die Ohren fliegt.

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Michael Maurer: 16. März 2016 - 11:15 Uhr

    Man stelle sich nur mal vor, es gebe wirklich einen GAU. Was machen dann die Betreiber, die Befürworter und die demonstreirenden Damen und Herren der Gewerkschaften?
    Werden sie treu beim Kraftwerk bleiben, um zu retten, was zu retten ist, oder werden sie die Flucht ergreifen und mit ihren Familien möglichst schnell das Weite suchen?
    Man sollte jeden Verantwortlichen und jeden Befürworter Zwangsverpflichten, als Liquidator für die Trümmerbeseitigung zur Verfügung zu stehen und ihnen verbieten, nach dem Gau einen Umkreis von 20km um das Kraftwerk zu verlassen.

    Können sich diese Menschen nach den Bildern von Tschernobyl und Fukuschima wirklich vorstellen, mit einer solchen (Mit)Schuld leben zu können, wenn ein ganzer Landstrich für tausende Jahre unbewohnbar wird und tausende Menschen an Krebs sterben werden?

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Wolf Donner: 16. März 2016 - 11:56 Uhr

    Was passieren wird nach einem GAU? Einige werden sofort sterben, tausende wohl erst an den Spätschäden. Alles geht so weiter, juckt doch keinen. Solange es Leute gibt, die die Gefahr verharmlosen, was soll's? Der Wein schmeckt auch verseucht. Für die Bevölkerung bestand keine Gefahr.

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 12:10 Uhr

    Von einer Kernschmelze kann/dürfte hier keine Rede sein, da dieses Ereignisses um das es hier geht, noch nicht einmal den Status eines Störfalles hat.
    Es geht eigentlich erst mal darum, war dieses Ereignis ein Störfall oder nicht!

    [ed.]

    Auch der Argumentation von Betriebsratssprecherin Martine Herod: "Wir lehnen die Stilllegung ab, die allein das Ergebnis eines Wahlgeschachers ist." kann man sich doch problemlos anschliessen.

    Die Gründe der Stilllegung liegen im Betriebsrisiko, diesen sachlichen Gründen, vermute ich, würde sich auch Madame Herod problemlos anschließen können.

    Bestimmte Äusserungen von deutscher Seite(in der letzten Zeit) sind nun mal für die französische Seite nicht emotionsfrei verständlich. So manche politische Äusserung von deutscher Seite, hat halt auch nicht die Qualifikation über die eigene Nasenspitze hinaus zureichen.

    Die Emotionen welche man hier schürt, müssen raus. Das mag in Deutschland aufgrund von bestimmten „fragwürdigen Zuständen“ funktionieren, hier im Falle AKW Fessenheim sicher nicht.

    Die unfreundliche aber hoffentlich sachlich begründete Aussage unseres Umweltministers Franz Untersteller (Grüne), „das Fessenheimer Kraftwerk wegen seines Alters und seiner Anstöranfälligkeit so früh wie möglich abzuschalten.“ steht im Raum.

    Es besteht jetzt die Aufgabe, das sachlich zu begründen/belegen und auch die französische Seite mit zunehmen. Das Ereignis mit den Steuerstäben und dem daraus resultierendem Bor-Einsatz ist doch ein super positiver Punkt, an dem man die Sacharbeit aufnehmen könnte?

    Bleibt die Frage, warum ist das ca. 2 Jahre alte Thema(Steuerstäbe/Bor) unmittelbar vor der Wahl gestartet wird und wie ich vermute, die nächsten 2-3 Monate einschläft?

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Schumacher Martin: 16. März 2016 - 13:17 Uhr

    Keine Frage, auch ich würde mir wünschen der Kasten in Fessenheim wird schnellstens abgeschaltet.
    Aber bis auf fundiertes Halbwissen hinsichtlich Kernkraft hat hier im Forum und in der BZ niemand was zu bieten. Wie schwer ist dieser Zwischenfall tatsächlich zu bewerten.
    Warum gibt es in der BZ keine Stellungnahme von ausgewiesenen Experten? Fessenheim ist 25KM von FR entfernt, man könnte sich als lokale Zeitung hierum bemühen. Es ist ihre Pflicht!

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Ingo Gorges: 16. März 2016 - 13:19 Uhr

    @ Dieter Neufeld

    Sehr geehrter Herr Neufeld,
    ich glaube kaum, dass das Thema in der nächsten Zeit einschlafen wird, zumal sich die Katastrophe von Tschernobyl am 26.April zum dreißigsten Male jährt.

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Wolf Donner: 16. März 2016 - 13:47 Uhr

    Sehen Sie, Herr Maurer, das ist es, was ich meine.
    Ein Kernreaktor-Gau ist immer völlig harmlos ...

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 14:11 Uhr

    Herr Gorges, für Leute wie Sie habe ich das "THEMA" mit den Angaben in der Klammer focusiert. Trotzdem bleibt Kommunikation letztlich "Glückssache". Können Sie sich vorstellen, wie schwierig das bei unterschiedlichen Interessen, Sprachen und nationalen Gehirnwaschprogrammen mit der zielgerichteten Kommunikation wird?

    Es geht darum das Risikopotenial zu belegen!

    Hier von einem GAU zu reden ist nicht zielführend. Man muss Stöckchen für Stöckchen sammeln, gemeinsam beurteilen und gemeinsame Schlüsse (von war nichts, über nachrüsten bis endlich abstellen) ziehen. Das ist mit Arbeit und Disziplin verbunden.

    [ed.]

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Thomas Betz: 16. März 2016 - 14:16 Uhr

    Herr Neufeld,

    "noch nicht einmal den Status eines Störfalles"?
    "Dieser typisch deutsche Verängstigungsterror" mal wieder?

    Die Klassifizierung des Vorfalls als INES 1 hat die französische Atomaufsicht ASN am 17.4.2014, also 8 Tage nach dem Ereignis vorgenommen. Von einer Notabschaltung unter Zugabe von Bor ist in dem entsprechenden Bericht nicht die Rede (wenn mich mein Französisch nicht im Stich gelassen hat):

    www.asn.fr/Controler/Actualites-du-controle/Avis-d-incident-des-installations-nucleaires/Inondation-interne-dans-la-partie-non-nucleaire-du-reacteur-n-1

    Die CLIS ist mehr eine Informations- als eine "Überwachungskommission".

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Ingo Gorges: 16. März 2016 - 15:27 Uhr

    Sehr geehrter Herr Neufeld

    in Anbetracht dieser Bilder

    www.google.de/search

    interessiert es mich die Bedeutung von Störfall/Bor sehr wenig, denn es geht hierbei um weit mehr. Es geht um Menschenachtung und Menschenwürde.

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 15:30 Uhr

    Herr Betz, „Die CLIS ist mehr eine Informations- als eine "Überwachungskommission", erzählen Sie am besten der BZ, denn dann ist der Titel „Vorfall in Fessenheim verursacht Streit in Überwachungskommission“ wohl etwas deplatziert!

    Andere Titel, kurz vor der Wahl in der BZ wie „Fessenheim war zeitweise außer Kontrolle“, www.badische-zeitung.de/suedwest-1/fessenheim-war-zeitweise-ausser-kontrolle--119239332.html (eine Woche vor der Wahl in BW) halte ich aufgrund der Ernsthaftigkeit des Themas ebenfalls nicht für angezeigt.

    Mir ist die ca. 2 Jahre alte Meldung (Internetinhalt) von der französischen Atomaufsicht bekannt.
    Von einer Notabschaltung unter Zugabe von Bor ist in der Meldung keine Rede auch nicht von einem Störfall oder gar einer Notabschaltung
    Ich frage mich deshalb, warum entstehen dann Aktivitäten und Zeitungsmeldungen so kurz vor den Wahlterminen aufgrund einer so „alten“ Meldung, nochmal Meldungstatus = kein Störfall? Siehe:
    www.badische-zeitung.de/suedwest-1/behoerde-hat-stoerfall-im-akw-fessenheim-heruntergespielt--119213314.html

    www.badische-zeitung.de/suedwest-1/stoerfall-in-fessenheim-kritik-an-vertuschungsversuch--119226447.html

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Thomas Betz: 16. März 2016 - 15:39 Uhr

    Herr Neufeld,

    Sie fragen sich "warum entstehen dann Aktivitäten und Zeitungsmeldungen so kurz vor den Wahlterminen aufgrund einer so „alten“ Meldung, nochmal Meldungstatus = kein Störfall?"

    Doch weil es so aussieht, als sei die Klassifizierung INES 1 ("Störung") auf der Grundlage verheimlichter Tatbestände zustande gekommen.

    Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie eine aus dunklen Kanälen kommende Wahlkampfhilfe für die Grünen vermuten?

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 15:47 Uhr

    Herr Gorges Sie haben absolut recht, "Es geht um Menschenachtung und Menschenwürde".

    Vielleicht könnten wir unsere Ziele leichter erreichen mit zuhören und sich in die Rolle des jeweils Anderen versetzen.

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 15:57 Uhr

    Hr. Betz ist das Ihr Gedanke, dass es da eine aus dunklen Kanälen kommende Wahlkampfhilfe für die Grünen geben könnte?

    Schaun wir mal was die nächste Zeit so passiert, so viel teueres und verstrahltes Bor kann ja nicht einfach so verschwinden.

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Sebastian Knödler: 16. März 2016 - 16:18 Uhr

    Bei diesem Schrottmeiler von "Leider ist gut gemeint, meistens bis immer, nicht gut getan. " zu reden ist schon ein starkes Stück. Ob es ein GAU war oder nicht ist eigentlich irrelevant. Fakt ist aber, dass die französische Überwachungsbehörde gezielt Informationen unterschlagen und sich damit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt hat. Und wenn nichts für mehr für einen Weiterbetrieb spricht, wird das Totschlagargument Arbeitsplätze hervorgekramt, mit dem man jeden Schei* rechtfertigen kann.

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Wolf Donner: 16. März 2016 - 16:57 Uhr

    Vor allem geht es nicht darum, was passiert ist, sondern darum, was noch passieren kann. Nein, darum, was noch passieren wird. Kapieren Sie das nicht?

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Thomas Betz: 16. März 2016 - 16:59 Uhr

    Herr Neufeld,

    "Ich frage mich deshalb, warum entstehen dann Aktivitäten und Zeitungsmeldungen so kurz vor den Wahlterminen aufgrund einer so „alten“ Meldung, nochmal Meldungstatus = kein Störfall?"

    Haben Sie schon eine Antwort?

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 17:10 Uhr

    Ja, es gibt da eine klare Argumentation, "Ob es ein GAU war oder nicht ist eigentlich irrelevant. Fakt ist aber, dass die französische Überwachungsbehörde gezielt Informationen unterschlagen und sich damit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt hat".

    Die Franzosen werden beeindruckt sein, von unserer Kompetenz und vor allem von unserer Glaubwürdigkeit. Den Elsässer erzählen wir, es ist genug Arbeit da, die sollen für BW Windräder bauen, das ist CO2 neutraler als wenn die Dinger von Ost- oder Norddeutschland kommen.

    Fessenheim braucht solche Leute die wissen wo es lang geht. Diese Leute schaffen. Tschaka nochmal.

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 17:17 Uhr

    Antwort von Ihnen Hr Betz? nein.

    Wissen Sie wo das viele Bor geblieben ist, oder warum Ihr Infozirkel noch nicht nach den Verbleib gefragt hat?

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Thomas Betz: 16. März 2016 - 17:45 Uhr

    Woher - um alles in der Welt - soll ich wissen, wo das Bor geblieben ist?
    Was bitte ist "mein Infozirkel"?
    Wer fragt warum nicht nach dem Verbleib des Bors?

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Dieter Neufeld: 16. März 2016 - 19:51 Uhr

    Was ist los mit Ihnen Hr. Betz, erinnern Sie sich noch, Sie haben mir kurz vorher (15:39) was geschrieben.
    Sie haben mir doch geschrieben „Doch weil es so aussieht, als sei die Klassifizierung INES 1 ("Störung") auf der Grundlage verheimlichter Tatbestände zustande gekommen“.

    In den jetzt, nach Ihrer Darstellung, Hr.Betz, ca. 2 Jahre alten verheimlichten Tatbestände, ging es aktuell vor der Wahl in BW darum, das die in Fessenheim, die Steuerstäbe nicht mehr unter Kontrolle hatten und mit Bor einen 900MWatt Reaktor abwürgten.

    Hr. Betz dafür braucht man sehr viel Bor. Das Bor muss wieder aus dem Reaktor wieder raus und irgendwo hin. Sonst fahren Sie den Reaktor nicht wieder an. Auch, darf man bemerken, dass Bor relativ teuer ist!

    Wenn man jetzt ernsthaft belegen wollte, das die von Fessenheim was „vergessen“ haben, dann wäre die Erklärungen für diese grossen Mengen von verstrahltem Bor (die ja irgendwo sein müssten), sehr, sehr spannend. Das gleiche gilt, für "Streikende Steuerstäbe" das ist keine coole Darstellung für die AKW-Betreiber. Das klingt mindestens nach Nachrüstung, falls diese "uncoole" Darstellung überhaupt der Realität entspricht!

    Herr Betz, bzgl. Info-Zirkel, erinnern Sie sich, sie haben mir um 14:15 geschrieben „Die CLIS ist mehr eine Informations- als eine "Überwachungskommission". Also, nach was fragen die von diesem INFO-Zirkel? Nach französischen Wein und Käse?
    Ich habe bereits erklärt, was zu tun ist, [ed.]

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Gustav Rosa: 16. März 2016 - 23:22 Uhr

    Also, liebe Leute, lassen wir nun einmal die Kirche im Dorf. Die Fragen ob Bor oder nicht Bor, ob Stufe 0, 1 oder höher usw. sind heute nach fast 2 Jahren eher marginär und bestimmt nicht mehr lückenlos aufzuklären. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und den heutigen (Zu)Stand:

    1. Das AKW Fessenheim ist der (einzige) Stolz in der inzwischen ziemlich heruntergekommenen Wirtschaftsregionen Elsass. Da ist es unklug, als Wirtschaftsriese Baden-Württemberg draufzuhauen.
    2. Wie marode und gefährlich die überaltete Technik im AKW ist, sollten inzwischen alle zur Genüge wissen. Wer es noch nicht weiß, der WILL es einfach nicht wissen. Und der lernt es auch nicht, auch wenn noch so viele alte und neue Gutachten auftauchen.
    3. Die ASN ist eine Alibibehörde. Schon die letzte Sitzung zeigt, von wem sie gesteuert wird (die Belegschaft des Atomkraftwerks darf ihre Position verkünden, besorgte Anwohner und die Protestbewegung dürfen nichts sagen).
    4. Wer wann warum einen "alten" Vorfall just Anfang März medienwirksam in die Schlagzeilen rückt, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Man müsste bei der Süddeutschen Zeitung, beim WDR, bei ntv und wie sie alle heißen, nachfragen. Dass diese großen Medien von Winfried Kretschmann gesteuert wurden ist Blödsinn.

    zu 1. Frage: Wer würde sich umgekehrt das gefallen lassen?
    zu 2. Frage: Keine - Fragen: Viele...
    zu 3. Frage: Ab sofort die Sitzungen von deutscher Seite boykottieren?
    zu 4. Frage: Warum hat das im Frühjahr 2014 niemanden groß interessiert?

    Wir von der Montagsmahnwache Breisach haben schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass ein Kurswechsel weg vom Protest hin zu Wirtschaftshilfe am ehesten zu einem Stimmungswandel führt und uns damit einem möglichen Abschalttermin ein gutes Stück näher bringt.
    Unser Brief an das Wirtschaftsministerium in Stuttgart dürfte im Getümmel des Wahlkampfs untergegangen sein. Aus Berlin hoffen wir noch auf Antwort - Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat uns persönlich versprochen, sein ganzes Gewicht dafür einzusetzen.

    Vive l'amitié franco-allemande !

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Andreas Müller: 16. März 2016 - 23:39 Uhr

    "...dass ein Kurswechsel weg vom Protest hin zu Wirtschaftshilfe am ehesten zu einem Stimmungswandel führt"

    Wie stellen Sie sich das vor, Herr Rosa?

    Soll Deutschland bzw. BW den Franzosen im Elsass Wirtschaftshilfe angedeihen lassen, damit Fessenheim stillgelegt wird?

    Ausgerechnet den Franzosen, die so stolz auf ihre KKW sind (einschließlich den Schrottteilen in Fessenheim)?

    Wollen die das überhaupt?

    "Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat uns persönlich versprochen, sein ganzes Gewicht dafür einzusetzen."

    Bei seinem Gewicht ist das ja schon Einiges. Hoffentlich mehr, als Hollandes Gewicht, der ja vor seiner Wahl versprochen hat, Fessenheim abzuschalten. Das war VOR der Wahl....

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Gustav Rosa: 17. März 2016 - 00:05 Uhr

    Ja, es gibt schon seit längerem Anzeichen dafür. Es gibt nämlich auch Franzosen, die weiter denken und auf eine ausgestreckte Hand warten. Alleine wird es schwer für unsere Nachbarn, und wir haben alle Voraussetzungen.
    Natürlich ist dabei sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Ob das auf höchster politischer Ebene gelingt, ist fraglich. Aber die Bürgermeister aus der Region (von beiden Seiten des Rheins) könnten erste Schritte machen.
    Mit der Brechstange kommen wir nicht weiter. Das haben wir jetzt schon lange genug vergeblich versucht.

    Leider sind solche Gedanken noch Wunschträume - den Medien keine müde Randnotiz, geschweige denn eine dicke Schlagzeile, wert.

    Das mit Sigmar Gabriel muss ich etwas relativieren. Zwei unserer Mitstreiterinnen (beides auch "gewichtige" Damen) haben ihn in Emmendingen "gestellt" und aufgefordert, sein ganzes Gewicht einzusetzen. Daraufhin hat er den Brief entgegengenommen und verständnisvoll genickt. Ob dieses Verständnis unserem Anliegen oder seinem Gewicht galt, bleibt abzuwarten.

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Florian Geyger: 17. März 2016 - 01:05 Uhr

    Da wäre ein Kompromissvorschlag - Gedanken eines Irren um 1:00 nachts ;-) Ich weiß auch, dass die Franzosen stolz auf ihre KKW sind und sie voll auf diese Art Stromerzeugung abfahren. Man baut den Schrotthaufen in Fessenheim ab und stellt dafür ein neues, zeitgemäßes KKW auf. Wenn das Geld nicht reicht, könnte ja BW vielleicht noch etwas locker machen.

    Immerhin besser als ständig mit der Angst leben zu müssen, der alte Ofen schmilzt uns hier vor der Haustür weg.

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Johannes Güntert: 17. März 2016 - 09:23 Uhr

    Warum Wirtschaftshilfe? Wie war das nochmal mit dem Fachkräftemangel? Geht doch.

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Meinrad Rombach: 17. März 2016 - 13:52 Uhr

    Kommerzielle Kernspaltung ist komplexe Technologie und wirft auch schwierige soziale und medizinische Fragen auf. Dass daraus folgende politische Entscheidungen auch eine Gesellschaft spalten können, war von Anfang an klar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit Fachbegriffen aus sehr vielen Disziplinen umgegangen werden muss, bei denen auch die Spezialisten einer Profession nicht das ganze Bild durchdringen.

    Dass Journalisten nach Befragung von Experten auch mal daneben liegen können, ist ein kleiner Teil dieses Problems, ein größerer liegt in der Hand von Politikern, die mehr oder weniger umfassend beraten weitreichende Entscheidungen zimmern. Die "Überwachungskommission" CLIS ist ein rein politisches Gremium. Eine Überwachung des Reaktorbetriebs ist nur in dem erkennbar, was die ASN berichtet und welche daraus abgeleiteten Forderungen sie an die Betreiber stellt. Inwiefern die EDF den für Laien tw. schwer verständlichen Auflagen auch nachkommt, steht auf einem anderen Blatt, mit dem sich die CLIS verstärkt befassen sollte.

    Mich wundert es nicht, wenn beim Lesen von französischen Reaktortechnik-Fachchinesisch manches falsch verstanden wird. Gewundert habe ich mich aber doch, wie wenig damals 2014 in der Presse berichtet wurde. Alles, was jetzt erst in der breiteren Öffentlichkeit debattiert wird, war nicht nur in "Fachkreisen" seit 2014 bekannt.

    Herr Schuhmacher, sie sollten das mit dem Thema zwangsläufig einhergehende Halbwissen niemandem zum Vorwurf machen, der sich da eine persönliche Meinung gebildet hat. Dass neue Erkenntnisse auch mal schon verfestigte Meinungen ändern können, zeigt ja die Fukushima-Katastrophe eindrücklich. Bisher als sicher geltende Reaktortechnik made in Germany wurde für unsicher erklärt, nachdem sich führende Politiker mal sehr ausführlich Zeit genommen haben für den Check der Faktenlage, zu dem ich in dieser Runde hoffe etwas bei zu tragen:

    Quellen:
    Das bereits zitierte ASN-Bulletin vom 17.4.2014 ist eine Zusammenfassung, in der naturgemäß Details fehlen. Die ASN hat diese Details eine Woche später nachgeliefert im Abschlussbericht an den Betreiber, der hier veröffentlicht wurde
    www.asn.fr/content/download/86950/604922/version/1/file/INSSN-STR-2014-0205.pdf
    Der Bericht erschien Anti-AKW Aktivisten als so brisant, dass am 15.7.2014 eine deutsche Übersetzung veröffentlicht wurde
    www.fessenheimstop.org/media/asn/INSSN-STR-2014-0205-DE.pdf
    Wer sich dies durchliest, merkt, was ich mit "Fach-Chinesisch" meine.

    Ja, Herr Neufeld, das war ein Störfall der Kategorie 1. Ihre INES-Einstufung hat die ASN im April 2014 so begründet: "Störung technischer Einrichtungen, die eine Abschaltung unumgänglich machte".

    Ob Störfall oder nicht steht also außer Frage. Wer dies im Nachhinein als N ormalbetrieb bezeichnet, will das beschönigen oder sitzt einem Missverständnis in der Übersetzung auf. Die ASN kritisiert den Betreiber, dass das Management des Vorfalls NICHT nach Störfallhandbuch erfolgte, sondern nach den Regularien für den Normalbetrieb, OBWOHL bereits Störfallbedingungen vorlagen. Das Einleiten von Bor kann hinterher trefflich kontrovers bewertet werden, denn es ist einerseits ein normaler Vorgang im Normalbetrieb, nach Störfallhandbuch aber nur das allerletzte Mittel (sog. Notfall-Borierung), wenn alles andere versagt hat.

    Ja Herr Elsäßer, Bor gibt es reichlich in jedem KKW, denn es ist als Neutronenfänger der Gegenspieler der nuklearen Kettenreaktion. Ein geregelter Neutronenfang unterscheidet Reaktor von der Bombe. Schnell geregelt wird mit Steuerstäben, die aus festem Bor bestehen, eine sehr träge Regelung geschieht durch Zumischung von flüssigem Bor zum Kühlwasser, das, wenn man mal zuviel drin hat, nur langsam wieder rausgefiltert wird. In Fessenheim stehen dazu große Tanks und Filterbatterien in der Halle unter dem Abluftkamin.

    Herr Neufeld
    die ASN kritisiert vor allem anderen, dass das Kraftwerk trotz erkanntem Ausfall von mindestens einem der beiden schnellen Regelkreise, die die Steuerstäbe antreiben, weiterhin am Netz blieb und Strom geliefert hat. Mit der Entscheidung, "die Steuerstäbe als untauglich zu betrachten" und statt dessen die träge Flüssig-Regelung zum Runterfahren einzusetzen, hätten sofort die Turbinen abgeschaltet werden müssen. Durch die weitere Stromproduktion wurde soviel Wärme entnommen, das die Temperatur im Kreislauf unter den Mindest-Wert abgesunken ist, was nicht nur kurzfristig gefährlich ist, sondern auch eine hohe Belastung für das Material.

    Hier haben EDF-Verantwortliche eine wirtschaftlich motivierte Entscheidung getroffen. Diese Art von Umgang, in einem bereits laufenden Störfall-Szenario weiter den Normalbetrieb zu fahren, anstatt sich sofort von der Funktionsfähigkeit des zweiten Schnellabschaltungs-Schaltkreises zu überzeugen (und den dann auch zu benutzen!) das ist aus meiner Sicht der eigentliche Skandal, der anscheinend in Westeuropa ohne Beispiel ist.

    Dass erst im Nachhinein festgestellt wurde, dass die "Schaltschränke B" innerlich intakt waren und anscheinend nur oberflächlich "mit Wasser bespritzt", kann man nur unter "Glück gehabt" abhaken. Für die Bewertung, ob das Management des bereits einberufenen Krisenstabs ein normaler Vorgang war, ist entscheidend, dass die Steuerstäbe nicht benutzt wurden, weil man zu dem Zeitpunkt offenbar befürchtete, dass auch die zweite Regelung kaputt sein könnte. Ob eine unklare Lage wirklich jederzeit unter Kontrolle ist, bemisst sich aber daran, ob die Kontrolle auch fachgerecht ausgeübt wird, nicht danach, ob unbenutzte Kontrollhebel benutzbar waren.

    "Keine Kontrolle über den Zustand" hatte man laut ASN-Bericht vor allem beim Pegel des Wasser-Reservoirs, das störfall-verursachend übergelaufen ist. Dieser Behälter wurde offenbar seit je her nur "nach Gefühl" befüllt. Die ASN kritisiert, dass die häufige Befüllung seltenst dokumentiert wurde und dass bei vollem Tank keine automatische Abschaltung des Zulaufs erfolgt. obwohl sich das Personal anscheinend darauf verlässt, dass eine solche Automatik existiert. Dieser an sich nur nach Wasserverschwendung klingende Konstruktionsfehler hat in all den Jahren reichlich Dreck ins Überlaufrohr gespült, dessen Verstopfung die Überschwemmung bzw. Bespritzung von beiden Steuerstab-Reglern verursacht hat.

    Nach all diesen technischen Dingen möchte ich noch den Verschwörungstheoretikern entgegnen:

    Die Katastrophe von Fukushima fand kurz vor der BW-Landtagswahl statt und wird es als Jahrestag wohl auch immer wieder tun. Es liegt in der Natur der Presse, nur aus aktuellem Anlass zu berichten. Wer weiß, vielleicht können wir aus Anlass des runden Chernobyl-Jahrestags auch gut recherchierte Zeitungsberichte zur Sicherheit des AKWs Fessenheim lesen.

    Dip.Phys. Meinrad Rombach

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Gustav Rosa: 17. März 2016 - 15:57 Uhr

    @Meinrad Rombach
    Vielen Dank für diese detaillierte Beschreibung in einer allgemein verständlichen Sprache. Ich wünschte, die Medien würden - bevor sie fette Schlagzeilen in die Welt setzen - solch kompetente Leute wie Sie konsultieren. Und dies nicht erst fast zwei Jahre später.
    Die Berichte auf der Internetseite fessenheimstop.org hatten auch wir in Breisach zeitgleich öffentlich vorgetragen und an die Medien geschickt. Dazu heute kein weiterer Kommentar.

    Uns würde interessieren, ob die Turbine, die am schmutzigen Donnerstag gequalmt und für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt hat, tatsächlich - wie von der EdF veröffentlicht - im nichtnuklearen Bereich steht. Können Sie oder andere Fachleute dazu bitte etwas sagen?


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