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05-02-12

Widerstand gegen die Atomkraft

Zuerst gegen das geplante AKW Wyhl, jetzt gegen Fessenheim


Der Widerstand gegen die Atomkraft hat in der Region Tradition. Unser Bild zeigt eine Demonstration im September 1983 bei Wyhl. Foto: Verwendung weltweit, usage worldwide

Seit über 40 Wochen treffen sich Atomkraftgegner aus Breisach, vom Kaiserstuhl und aus dem Elsass jeden Montagabend auf dem Neutorplatz. Mit ihren Mahnwachen wollen sie die Schließung des AKW Fessenheim erreichen.

BREISACH/KAISERSTUHL. Auslöser der Aktion war die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima am 11. März 2011. Dieses Unglück gab letztlich den Ausschlag, dass Deutschland aus der nuklearen Energieerzeugung aussteigen will.

Jüngst erinnerten die Initiatoren der Montagsmahnwachen an die Anfänge der Anti-Atomkraftbewegung in Europa. In der Spitalkirche zeigten sie die Filmdokumentation "S’Weschpe-Näscht" der Freiburger Medienwerkstatt aus dem Jahr 1982. Der Film ist eine Chronik der vor 40 Jahren am Oberrhein begonnenen Protestaktionen gegen AKW-Neubauten am südlichen Oberrhein.

Zunächst in Breisach und bald darauf in Wyhl waren Atomkraftwerke geplant, im elsässischen Marckolsheim sollte die größte Bleihütte Europas errichtet werden. Menschen auf beiden Seiten des Rheins fürchteten die Umwandlung ihrer ländlich geprägten Heimatregion in ein riesiges Industrierevier. In den Dörfern formierte sich Protest. Zehntausende Unterschriften wurden gesammelt, Bürgerinitiativen gegründet, Informationsveranstaltungen, Sternfahrten mit Traktoren sowie Demonstrationen fanden statt.

Den geplanten AKW-Standort Breisach gab die Landesregierung bald auf. In Frankreich wurde das Bleiwerk-Projekt ad acta gelegt. Wyhl jedoch war als optimaler Standort für das Kernkraftwerk ausersehen worden. Dort kam es zu Bauplatzbesetzungen und Großkundgebungen der AKW-Gegner, von denen viele aus der nächsten Umgebung kamen und damit unmittelbar von dem riesigen Kernkraftwerk betroffen gewesen wären.

Heute ist der Film ein zeitgeschichtliches Dokument. Anschaulich verdeutlicht er die Bildung und Dynamik einer Protestbewegung, die aus Kreisen der betroffenen Bürger heraus entstanden ist. Er kann auch als Lehrbeispiel für die Auseinandersetzung zwischen Bürgern und der Staatsmacht und damit als ein Stück Demokratiegeschichte gelten.

235 Kilometer lange Menschenkette geplant

28 000 Menschen protestierten Ende Februar 1975 in Wyhl auf dem vorgesehenen AKW-Bauplatz. "Wir kämpfen für die Zukunft unserer Kinder und die (AKW-Betreiber) für ihren Profit", brachte in dem Film eine junge Bäuerin in unverkennbarem Kaiserstühler Dialekt auf den Punkt, was viele der Demonstranten damals empfanden. Die Proteste wurden von Bürgern aus allen Bevölkerungsschichten mitgetragen: Bauern, Winzer, Pfarrer, Beamte, Hausfrauen, Lehrer, Unternehmer und Studenten gehörten zu den Aktivisten in den Bürgerinitiativen, die sich mit großem Engagement beharrlich gegen den Kraftwerksbau in Wyhl stemmten. "Ihr werdet vor den Gerichten verlieren, aber die Geschichte wird Euch rehabilitieren", sagte in dem Film einer der Männer voraus, die sich an die Spitze der noch jungen Anti-AKW-Bewegung stellten. Er sollte damit Recht behalten.

Nach der Filmvorführung meldeten sich einige Zeitzeugen zu Wort, die vor über 35 Jahren an den Protestaktionen in Wyhl teilgenommen hatten, und hoben die Solidarität, Bodenhaftung und Beharrlichkeit der damaligen Protestbewegung hervor. Unterschiedlich beurteilt wurde, in wieweit die von den Bürgerinitiativen propagierte Gewaltfreiheit bei den Protesten eingehalten werden konnte. Einig war man sich hingegen in der Einschätzung, dass die Proteste gegen Wyhl die Bildung von Initiativen zur Entwicklung und Umsetzung von alternativen und regenerativen Energien und Konzepten zur Energieeinsparung angeregt und ermutigt haben.

Von dem Elan und der Solidarität, die damals in Wyhl den Erfolg der AKW-Gegner begründeten, wünscht sich Gustav Rosa, Organisator der Mahnwacheninitiative auf dem Neutorplatz, ein Stück zurück, um nachdrücklicher die Abschaltung des Kernkraftwerks in Fessenheim fordern zu können.

Am 11. März, dem Jahrestag des Unglücks von Fukushima, wollen sich Teilnehmer der Breisacher Mahnwachen an einer Menschenkette beteiligen, die sich auf 235 Kilometern Länge, von Lyon bis Avignon im Rhônetal, zum Protest gegen die französische Atom- und Energiepolitik formieren will.

Information und Kontakt: www.moma.proalterna.eu


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