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04-09-18
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Mit Geduld in Richtung Stilllegung

Der "Post-Fessenheim-Prozess" war Thema des deutsch-französischen Bürgermeistertreffens in Breisach / Abschaltung Ende 2019?.


Vor dem Saal, in welchem das deutsch-französische Bürgermeistertreffen stattfand, fordert die Montagsmahnwache von Landrätin Dorothea Störr-Ritter (links im Bild) die Schließung des Atomkraftwerks in Fessenheim. Foto: Julius Steckmeister

BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD. Bereits seit 1956 treffen sich Politiker von beidseits des Rheines, um in ungezwungenem Rahmen bilaterale Themen zu beackern – so auch am Weinfestmontag. Das Beisammensein stand ganz im Zeichen der von deutscher Seite seit langem ersehnten Schließung des Atomkraftwerkes im grenznahen Fessenheim und der Möglichkeiten, die diese für beide Nationen bergen würde. Gastredner war der Präfekt des Départements Haut-Rhin, Laurent Touvet.

Schon vor dem Tagungsraum war sichtbar, was dann drinnen Thema sein würde: Etliche Mitglieder der deutsch-französischen Montagsmahnwache, die seit April 2011 jeden ersten Wochentag auf dem Breisacher Neutorplatz die Abschaltung des Reaktors anmahnt, bildeten ein Spalier für die Gäste und überreichten dem hohen Gast aus Frankreich ein Schreiben, in welchem sie auf die Risiken des AKWs und die Chancen, die sich durch seinen Rückbau ergeben würden, hinwiesen.

Deutliche Worte in Sachen Fessenheim scheute auch Landrätin Dorothea Störr-Ritter nicht. Durch die Nennung immer neuer, jedoch bisher nie eingehaltener Schließungstermine seitens der Verantwortlichen in Frankreich sei man auf deutscher Seite "inzwischen sehr verunsichert". Auch habe die Glaubwürdigkeit bereits gemachter Zusagen unter den verwirrenden Ereignissen – wie dem Rücktritt des französischen Umweltministers Nicolas Hulot – "stark gelitten", bedauerte die Landrätin. Für die deutsche Seite mahnte Störr-Ritter indes Diplomatie und Verständnis an. So habe der bi-nationale Lenkungsausschuss "Zukunft Fessenheim", der sich bereits zweimal zusammengefunden hat und im Oktober erneut tagen wird, grenzüberschreitende Eckpfeiler für die Zukunft der Region nach dem Akw definiert. Hierzu gehören nicht nur die Wiederherstellung der Bahnlinie Colmar-Freiburg, für welche bereits bis Jahresende eine Machbarkeitsstudie vorliegen wird. Dazu gehören auch die Einrichtung eines deutsch-französischen Gewerbeparks mit Infrastruktur sowie der Aufbau einer grenzüberschreitenden Gewerbeschule. "Es ist ein Prozess, der Zeit braucht", bat die Landrätin die deutschen Bürger um Geduld, jedoch nicht ohne beim französischen Partner einen konkreten Zeitpunkt anzumahnen.

"Die Frage der Abschaltung des AKWs Fessenheim liegt hinter uns", versicherte Laurent Touvet, der seine Ansprache auf Deutsch hielt. Einen konkreten Termin für das Ende des Uraltreaktors vermochte jedoch auch er nicht zu nennen, da dieses an die nur schleppend vorangehende Fertigstellung des seit rund zehn Jahren im Bau befindlichen Atomreaktors in Flamanville gekoppelt sei. Ziel des Betreibers EDF sei, den Neubau Ende 2019 in Betrieb zu nehmen, wusste Touvet. "Wir sollten aus dem Verzug Nutzen ziehen", erklärte der Präfekt auf den komplexen Post-Fessenheim-Prozess. In der Region Fessenheim sehe die französische Regierung "eine grüne Musterregion", berichtete Touvet. Hier solle nicht nur ein staatlich geförderter Solarpark entstehen, sondern das Oberelsass auch zum ersten französischen Département werden, das seine Energieversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energieträgern gewinne. Ebenfalls zum Leuchtturmprojekt würde der Vorort geplante deutsch-französische Gewerbepark werden, der nach dem Beispiel des nur rund zwei Kilometer entfernten Gewerbeparks Breisgau angelegt werden soll. "Es ist eine Chance, ein solches Projekt gemeinsam zu entwickeln", betonte Laurent Touvet. "Ich verstehe Ihre Ungeduld, aber wir sind an einem Zeitpunkt, wo wir Sie brauchen, um voranzugehen", warb der französische Politiker abschließend um Verständnis und Unterstützung von deutscher Seite. Die rund 180 geladenen Gäste hatten im Anschluss Zeit, dem Redner Fragen zu stellen.


Dateien: 20180905-bz_Breisach.pdf

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