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28-01-10
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Auf dem Klageweg ans Ziel?

Seit einigen Jahren setzt sich der trinationale Atomschutzverband Tras dafür ein, dass das älteste französische Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim abgeschaltet wird. Inzwischen hat er eine Klage beim Straßburger Verwaltungsgericht eingereicht. Ob der juristische Weg jedoch ausreicht, das Ziel zu erreichen, stellten am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung viele der fast 300 Zuhörer in Frage. Auch politisch müsse sich etwas bewegen. Außerdem appellierten sie an die Freiburger Stadtverwaltung, für den Ernstfall besser vorzusorgen.

63 Gemeinden, 39 Organisationen und 8 kirchliche Einrichtungen aus Deutschland, der Schweiz und vereinzelt auch aus Frankreich kämpfen inzwischen gemeinsam gegen Fessenheim. Auch die Stadt Freiburg ist seit 2006 dabei. Denn das altersschwache Kraftwerk entspricht längst nicht mehr den neuesten technischen Anforderungen. Vor allem bei einem Erdbeben sei es stark gefährdet, erklärte Tras-Vizepräsident Rudolf Rechsteiner. Zwar hätten die Betreiber zehn Millionen Euro in das Atomkraftwerk investiert, um die Erdbebensicherheit zu erhöhen. "Das war aber nur Kosmetik", sagte Rechsteiner. Um die Meiler tatsächlich sicher zu machen, seien 400 Millionen Euro nötig.

Die Mängelliste des Atomkraftwerks ist lang

Das Atomkraftwerk weist aber noch mehr Mängel auf. Die Liste, die Rudolf Rechsteiner und Christian Küppers vom Ökoinstitut Darmstadt den Zuhörern präsentierten, war lang. Der Brandschutz in Fessenheim sei ungenügend, bei einem Flugzeugabsturz drohe Gefahr, und sollte der Rheinseitenkanal brechen, stände die Schaltzentrale des Atomkraftwerks unter Wasser. Außerdem habe der französische Stromkonzern EDF für den Notfall keinen ausreichenden Plan entwickelt.

Das gleiche Problem sahen etliche Teilnehmer der Informationsveranstaltung aber auch in Freiburg. "Das Notfallmanagement ist völlig unzureichend", sagte eine Frau. "Nur Jodtabletten zu verteilen reicht nicht", meinte auch Ulrike Schubert, Stadträtin der Unabhängigen Listen. Axel Mayer, Regionalgeschäftsführer der Umweltschutzorgansiation BUND, forderte die Stadtverwaltung auf, Studien in Auftrag zu geben. Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik (Grüne) wollte sich jedoch gar nicht so sehr auf den Katastrophenfall versteifen: "Viel wichtiger ist es, dafür zu sorgen, dass ein Unglück gar nicht erst eintritt", sagte sie.

Wann beim französischen Verwaltungsgericht eine Entscheidung über Fessenheim fällt, kann Tras nicht abschätzen. Etliche Teilnehmer der Infoveranstaltung bezweifelten, dass der Klageweg tatsächlich ausreicht, das Kraftwerk abzuschalten. Einige von ihnen waren schon in den 1970er Jahren dabei, als die Bevölkerung gegen das geplante Atomkrafwerk in Wyhl protestierte. "So eine Bewegung brauchen wir wieder", sagte ein Teilnehmer. Außerdem müsse sich auch das Einkaufverhalten der Verbraucher ändern, meinte eine Frau. Sie kritisierte, dass der örtliche Energieversorger Badenova, an dem die Stadt Freiburg zu einem Drittel beteiligt ist, nach wie vor über seinen Stromlieferanten EnBW auch Atomstrom aus Fessenheim bezieht, da die französische EDF an der EnBW beteiligt ist.


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