Die französische Umweltministerin möchte, dass sich der US-Elektroautobauer Tesla in Fessenheim ansiedelt. Das Gelände um das Atomkraftwerk sei ein geeigneter Standort.
Das Gerücht um eine Fabrik des amerikanischen Elektro-Autobauers Tesla im Elsass nähren französische Medien seit einigen Wochen. Nun hat auch Umweltministerin Ségolène Royal an dieser Idee Gefallen gefunden. Sie hat am Dienstag das Gelände des Atomkraftwerks (Akw) bei Fessenheim als möglichen Standort ins Spiel gebracht.
Wenn die regierenden Sozialisten Ernst machen – daran ließ Royal keinen Zweifel – steht demnächst eine 100 Hektar große Industriefläche zur Verfügung. Die Akw-Betreiberin Electricité de France (EdF) verfügt dort über mehr Gelände als bislang genutzt wird. Noch in diesem Jahr will Royal die angekündigte Stilllegung von Fessenheim rechtlich dingfest machen.
1000 Arbeitnehmer brauchen mittelfristig Jobs
Mittelfristig suchen 1000 Arbeitnehmer nach neuen Jobs und eine ganze Region nach einem potenten Steuerzahler. Derzeit verhandle sie mit der EdF über eine Entschädigung für eine Schließung der beiden ältesten französischen Meiler. "Das Hauptproblem ist die Umwidmung des Standortes", sagte Royal. Man müsse eine Alternative vorschlagen, um den Menschen Hoffnung zu geben.
Tesla-Chef Eon Musk wolle in Europa ein neues Werk bauen und schwanke zwischen Deutschland und Frankreich. "Ich habe ihm gesagt", wird Royal zitiert, "ich habe einen Ort für sie, Fessenheim." In zehn Tagen soll ein Treffen der Umweltministerin mit der Führungsriege des US-Autobauers geplant sein. Eine solche Lösung, so Royal, wäre fantastisch, weil mit der Schließung des Standorts etwas Neues beginnen könne. Elektroautos seien eine Zukunftsindustrie. Derzeit kann Tesla die Nachfrage nicht befriedigen. Nach derzeitigem Stand könnte die Schließung des Akw Ende 2018 vollzogen werden.
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Online Kommentare
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Die veröffentlichten Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
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Mathias Meyer: 05. April 2016 - 19:04 Uhr
...und den Strom aus den Ladesäulen für die Teslas gibt es zu einem stark vergünstigtem Preis direkt aus dem sonnigen Fessenheim...
Und es versteht sich von selbst, dass andere Hersteller sich am Bezug von verbillgten Atomstrom beteiligen dürfen (nicht dass jemand auf den Gedanken kommt, dass hier ein bestimmter Hersteller indirekt subventioniert wird...)
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Johannes Güntert: 05. April 2016 - 19:10 Uhr
@Mathias Meyer
Auch mal weiterlesen: Tesla soll den AKW-Standort ersetzen.
Ich finde die Idee absolut einmalig! Dafür!
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Johannes Güntert: 05. April 2016 - 19:11 Uhr
Troll Neufeld in 3..2..1...
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Georg Ruch: Besser als das älteste und anfälligste AKW Frankreichs allemal. Mach den Sack zu Ségolène.
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Mathias Meyer: 05. April 2016 - 19:42 Uhr
es gibt doch immer welche, die den Inhalt von Satire, Sarkasmus und Zynismus missverstehen...
Unabhängig davon:
Wann(!) soll Fessenheim abgebaut werden?
Wer glaubt einem Politiker kurz vor der Wahl, gerade zu diesem Thema?
Wieviel Jahrzehnte würde wohl solch ein Rückbau dauern?
Wo wird zwischenzeitlich der strahlende Müll zwischengelagert?
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Alles in allem: eine unrealisitische Schnapsidee, auch wenn die Firma Tesla aufgrund der immensen Nachfrage derzeit mächtig unter Zugzwang ist...
Aktuell seh ich nur: Image- und Fassadenpolitur, sowie etwas Bauchkraulen von ein paar Politikern - mehr nicht!
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H.-D. Kratzer: 05. April 2016 - 19:47 Uhr
Wieso braucht man in Schland eigentlich so viele Jahre, um ein AKW abzubauen, während das in Frankreich einfach abgerissen und neu überbaut wird ??
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Gustav Rosa: 05. April 2016 - 21:46 Uhr
So verlockend diese Schlagzeile auch klingen mag: Mme Umweltministerin ist nicht gerade für Lichtblitze bekannt – und das schon gar nicht während ihrer Amtszeit. Das Gelände des Atomkraftwerks steht für Neubauten erst zur Verfügung, wenn alles nuklear belastete Material abgebaut und weggebracht ist. Das kann dauern…
Die genannten 1000 Arbeitsplätze sind völlig aus der Luft gegriffen. Die im AKW fest Angestellten (ca. 840) stehen eh nicht zur Disposition. Entweder sie werden für den Rückbau gebraucht, oder sie werden auf andere Atomkraftwerke verteilt. Die „Wanderarbeiter“ wandern weiter… Die lokale Wirtschaft (Zulieferer, Infrastruktur usw.) muss sich eh neu ausrichten. Die „Kundschaft“ bleibt bestimmt erhalten und nimmt nach einer Umstellung eher zu.
Gleichzeitig ist im strukturschwachen Elsass noch massig viel Platz vorhanden. Die vom Sterben bedrohte Autoindustrie im nahen Mulhouse bietet beste Voraussetzungen für eine branchenverwandte Neuansiedlung. Und die Nähe des wirtschaftlich starken Südbadens kann sich ebenfalls positiv auswirken.
Fazit: AKW Fessenheim NEIN, Tesla JA = sofort abschalten und parallel neu anfangen. Bestimmt DER Lichtblitz Ihrer politischen Laufbahn, ma chere mme Royale.
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Dieter Neufeld: 05. April 2016 - 22:02 Uhr
In Schland dürften deutlich mehr Erfahrungen bzgl. Rückbauten von Atommeilern vorliegen, als in Frankreich. Die Dauer des Rückbaus hängt im wesentlichen auch von politischen und „genehmigungstechnischen“ Einflussfaktoren ab. Die eigentlich Rückbauzeit könnte bzgl. der „echten“ Arbeitszeit mit den entsprechenden Kapazitäten deutlich verkürzt werden. Die langen Rückbauzeiten sind für den grössten Teil dieser Anlagen Politisch begründet.
Bzgl. Lagerung sind die Informationen und auch die vorgeschrieben Prozesse in Schland ebenfalls Politisch begründet. Damit sind diese Prozesse weder Kosten-optimiert(ökonomisch) noch ökologisch optimal gelöst. Mal ganz abgesehen davon, dass die Information der Öffentlichkeit bzgl. Endlager einen Skandal für sich selbst darstellt.
Wenn Tesla "nachhaltig und mit Kapital" nach Fessenheim käme, wäre dies grossartig.
Wenn Frankreich und Europa den wahren Preis für dieses Engagement erfahren dürfte, umso besser.
Ich befürchte diese Meldung ist eher ein "übliches" politisches Spiel mit den Emotionen der betroffenen Menschen.