Als der frisch gewählte französische Staatspräsident François Hollande 2012 die Schließung des Atommeilers im elsässischen Fessenheim ankündigte, war die Erleichterung diesseits des Rheins quer durch alle politischen Lager groß. Denn zum einen ist vielen Menschen am Kaiserstuhl das Misstrauen gegen die Kernkraft seit dem Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl quasi ins Stammbuch ihrer politischen Überzeugungen geschrieben, zum anderen gibt es tatsächlich erhebliche und berechtigte Zweifel an der Zuverlässigkeit und Sicherheit dieses ältesten französischen Meilers, der nur wenige Kilometer entfernt auf der anderen Rheinseite Atomstrom produziert.
Heute, drei Jahre nach der Ankündigung des französischen Präsidenten ist von der Euphorie bei den badischen Atomkraftgegnern jedoch nicht mehr viel übrig. Ob Fessenheim Ende 2016 tatsächlich vom Netz genommen wird, ist ungewiss. Die Nachrichten aus Paris dazu sind widersprüchlich, eine wirkliche Herzensangelegenheit ist die Schließung für Hollande ohnehin nie gewesen. Das Thema hat sich so zu einer nervenzehrenden Hängepartie entwickelt.
Umso wichtiger ist es deshalb, dass der Protest hierzulande nicht nachlässt. Da darf man guten Mutes sein. Aktionen wie die wöchentliche Mahnwache in Breisach oder am vergangenen Samstag in Freiburg oder auf dem Rhein belegen, dass den Aktivisten noch lange nicht die Luft ausgeht. Das ist gut so, denn ohne diesen Druck, so ist zu befürchten, wird die atomare Zeitbombe auch in den nächsten Jahren noch ticken und damit drohen, große Teile der Region auf Dauer unbewohnbar zu machen.
Ebenso wichtig ist, dass die politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen ihren Einfluss in Frankreich in dieser Sache geltend machen. Hier ist auch und vor allem die Kanzlerin gefordert.