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02-05-15
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Fessenheim trübt das Glück

Umfrage testet die Stimmung am Oberrhein zur Energiewende.

FREIBURG. Was fehlt den Menschen am Oberrhein, um ihre Lebensqualität noch weiter zu steigern? Klare Antwort: die Abschaltung des Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim. Dies ist eines der Ergebnisse, die eine Umfrage zur Akzeptanz der Energiewende in der Region zutage gefördert hat.
Vorgestellt wurde diese inzwischen zweite Studie zum Stimmungsbild in Fragen Energieeinsparung und erneuerbare Energien jetzt durch den Verein Klimapartner Oberrhein. Das ist ein Netzwerk aus Politik, Verbänden, Kommunen, Handwerk sowie Energie- und Finanzwirtschaft. Dazu waren im vergangenen Jahr 2214 Menschen von der Ortenau bis zum Rheinknie befragt worden. Sie füllten einen 25 Seiten starken Fragebogen aus, mit dem sie Auskunft gaben über ihre Bereitschaft, die Energiewende aktiv mitzutragen, aber eben auch, worin sie eine Verbesserung ihrer Lebensqualität sähen. Und da nannten mehr als 73 Prozent die Abschaltung von Fessenheim – mit deutlichem Abstand vor den Forderungen nach weniger Verkehr (48,2 Prozent) und besserem öffentlichen Nahverkehr (47,5 Prozent). Schon im Jahr 2013, als die erste Umfrage zur Energiewende stattgefunden hatte, lagen diese Werte in etwa gleich auf.

Die Akzeptanz erneuerbarer Energien ist unter den Bürgern am Oberrhein hoch. Sie hat sogar noch zugelegt gegenüber dem Vorjahr, und zwar in allen Landkreisen, vor allem aber in Freiburg. Bevorzugt werden Wasserkraft und Solarparks, mit etwas Abstand gefolgt von Windkraft und Biomasse. Wobei eine klare Mehrheit der Befragten es wichtiger findet, dass der Anteil in der Region genutzter Windkraft groß ist, als das Landschaftsbild nicht durch Rotoren zu beeinträchtigen. Für Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer steckt darin ein Hinweis, dass die derzeit wachsende Opposition gegen neue Windkraftanlagen nicht der mehrheitlichen Stimmung der Menschen in der Region entspreche.

Für Thorsten Radensleben, Vorsitzender des Vereins Klimapartner und zugleich Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers Badenova, zeigt die Umfrage, dass jenes diffuse Stimmungsbild, das andernorts von der Haltung zur Energiewende gezeichnet wird, für den Oberrhein nicht zutrifft. Wenn aber die Bürger gegenüber den Themen Energieeinsparung und erneuerbare Energien so positiv eingestellt seien, dann sei anzunehmen, dass sie auch durch ihr Handeln die Energiewende befördern würden – zumal wenn diese Frage für ihre Lebensqualität so entscheidende Bedeutung habe. Allerdings hat der Vergleich der Umfrage mit dem tatsächlichen Engagement gezeigt, dass der hohen Akzeptanz nicht unbedingt auch eine entsprechende Bereitschaft zu Investitionen folgt.

Dies habe, mutmaßt Bärbel Schäfer, mit der Diskussion um die steuerliche Absetzbarkeit zu tun, die manche Hauseigentümer mit der energetischen Gebäudesanierung hat zögern lassen. Gegenüber 2013 gab es sogar rückläufige Zahlen – was sich auch aus der Klage vieler Befragte erklären lässt, die Kosten der Energiewende seien ungerecht verteilt. Zugleich versicherten sie – weitaus mehr als dies sonst in Baden-Württemberg der Fall ist –, diese Kosten tragen zu wollen um des großen Zieles willen. "Aber nicht Idealismus entscheidet", sagte Bärbel Schäfer, "sondern das Geld." Immerhin äußerten die Befragten auch ein deutlich größeres globales Glücksgefühl, als es im übrigen Bundesland verspürt wird.

Online Kommentare:
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Die veröffentlichten Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Dieter Neufeld: 02. Mai 2015 - 07:48 Uhr

    Fessenheim trübt nicht nur das Glück, sondern auch den Blick.

    Umfragen über Themen, welche nicht im Zuständigkeitsbereich liegen, werden gerne gestellt. Man hat dann trotz Forderungen nichts zu tun, bzw. eine Entschuldigung. Bestes Beispiel, Fragen nach dem Wetter, das erste Mai Wetter trübte auch das Glück.

    Gerne würde ich auch die Umfrage Ergebnisse, bezogen auf die Bürger in Fessenheim oder des Elsass, zur Kenntnis nehmen. Aber ich glaube das würde das Glück des „Verein Klimapartner Oberrhein“ trüben.

    Klar, sind wir für die Energiewende, Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. Die Energiewende dürfte "die Aufgabe" für die Menschen sein. Eine Aufgabe für die Generationen, von Generationen.

    Der aktuelle Stand ist allerdings Konzept- und Kopflos. Das Vorgehen gleicht einem Amoklauf. Die Propaganda Maschine von falschen Predigern gesteuert, führt auf einen Falschen Weg, es wird auf Gedeih und Verderben der Generatorenanlagenbau gepredigt und durch das Volk geprügelt. Ein Nachdenken, eine Standortbestimmung oder gar das Absichern getätigter Investitionen ist verpönt. Eine Lobbybrigade peitscht mit rhetorisch geschulten Politikprofis von verbündeten Verbänden jedes lokale "ja aber" nieder. Tatsachen werden verdreht, nur Propaganda unterstützende Auslegungen sind zulässig.
    Hier geht es um riesige finanzielle Interessen.
    Die Planungshoheit liegt aufgrund unserer Verfassung bei den Gemeinden. Warum wohl? Damit eben genau, so ein Flächenbrand, wie jetzt nicht geschehen kann. Die Regierungspräsidentin nimmt sich die Landräte und Bürgermeister vor, Das Auftreten eines Fraktionsvorsitzenden, Herrn Schmider ist selbsterklärend, dessen Definition von nachhaltiger Energieerzeugung und Verteilung ist ein Aufruf zur Naturzerstörung!

    Nach Darstellungen unseres UmweltMinisters müssen wir bis 2022 Grosskraftwerke ersetzen, 7 an der Zahl.

    Ein Grosskraftwerk zur Stromerzeugung hat in BW ca. 1500 Megawatt (MW) installierter Leistung. Ergo brauchen wir 500 industrielle Windkraftwerke (200-220m hoch, 120m breit, ca. 4000 -6000Tonnen schwer) mit einer installierten Leistung von 3 MW (bei gleicher Bereitschaft). Das klingt erstmal nicht viel, aber in BW (Baden Württemberg) laufen diese Windkraftwerke im Schnitt mit 1200-1400 Volllaststunden.

    Volllaststunden, sind eine Kennzahl für die Leistungsfähigkeit der Industrieanlage und auch „für die Standortauswahl“. Die Vollaststunden werden berechnet, indem man die verrichtet Jahresarbeit(kWh) durch die Installierte Leistung (kW) dividiert. Die Vollaststunden von guten Standorten liegen bei 4000 – 4500 Stunden (nicht in Deutschland). Die Vollaststunden in BW liegen noch unter dem BRD Durchschnitt (ca. 1500 Stunden).

    Zusammenfassung: Wir stellen in BW Hochleistungspferde auf Magerwiesen, auf diesen Magerwiesen kann sich kein Pony ernähren!
    Was soll an diesem aktuellen Verhalten bzgl. Windkraftanlagen nachhaltig oder gar gut sein?

    Übrigens, 500 industrielle Windkraftwerke, reichen für den Ersatz eines einzigen Großkraftwerkes leider nicht aus. Es geht um die verrichtetet Arbeit (kWh), leider ist die effektive Arbeitszeit (1200-1400h) in BW für Windkraftanlagen gering. Bezogen auf ein Jahr(8760Stunden) liegt die Nutzung(1300 Stunden) bei ca. 15%. Wir benötigen also 3333 industrielle Windkraftanlagen für den Ersatz eines einzigen Großkraftwerkes.

    Nun diese Windkraftwerke haben den Nachteil das der Ihre „Arbeit“ = Strom nicht Speicherbar ist. Das gilt auch für Solarstrom. Aktuell übernehmen die fossilem und atomaren Kraftwerke diese Aufgabe ohne Kostenausgleich (bzw. via Steuermitteln für Bereithaltung) Der Strom von Solar und Windkraftanlagen ist extrem schwankend. Dafür brauchen wir sogenannte Regelenergie um diese Schwankungen auszugleichen. Bei Verzicht auf Fossile und Atomare Kraftwerke ist dieser Bedarf enorm, wir dürfen etwa das hundertfache der heutigen Speicherkapazität entsprechen. Unsere aktuellen Speicher sind Pumpspeicherkraftwerke!

    Wie gesagt, die Speicherfähigkeit der Energieform Strom ist leider nicht gegeben. Wir müssen die Energieform Strom wandeln, Beispiele Batterien, Pumpspeicher oder auch Power to Gas to Power ist in Gespräch. Der Ansatz mit Batterie (eventuell nur 15% Verluste) ist nicht bezahlbar, der Umwelteinfluss wegen des Rohmaterial und Energiebedarfs ist massiv. Der Ansatz mit Pumpspeichern ( ca. 20 -25% Verluste) ist sehr teuer, der Umwelteinfluss ist gross, aktuell sind etwas unter 1% der benötigten Speicherkapazität vorhanden. Wir müssten dafür, ganze Täler fluten, Staumauer errichten, Bevölkerung umsiedeln. Das Ganze dürfte am politischem Willen scheitern. Bleibt noch Power-Gas-Power, Investition in Speicher wohl am geringsten, Nachteile bzgl. Wirkungsgrad Stromsicht liegt ca. 30%, das heisst 70% Verluste.
    Die Speichereinflüsse auf die notwendige Anzahl (pro Großkraftwerk) von industriellen Windkraftwerken bedeutet ca. 4 000 Windkraftanlagen wenn wir Batterie/Akku-Speicher oder Pumpspeicher nutzen könnten oder ca. 11 100 Windkraftanlagen wenn wir Power-Gas-Power nutzen möchten.

    Ahnungslose Mitbürger werden die Auswirkungen dieser schätzenden Berechnungen eventuell nicht verstehen.

    Aber allein für die 7 zu ersetzenden Grosskraftwerke sind
    wohl über 70 000 industrielle Windkraftwerke notwenig!Plus die Speichertechnologie und die entsprechenden Wasserstoff und Methan-anlagen. Wie soll das Bezahlt werden? Gibt es Umsiedelungsprozesse?

    Andere von politisch geschulten Rhetoriker „vorgetragenen Behautungen“ sprechen von 3 – 7 Monaten energetische Amortisation für solche Industrieanlagen. Warum macht man solche Heilsversprechungen? Warum unterstützt eine Regierungspräsidentin solche fragwürdigen Aussagen? Warum belügt man die Bewohner derart? Warum sind die betroffen Bewohner dem Regierungspräsidium noch nicht mal 1500 – 2000m Abstand wert?

    Wann gibt man zu, dass die Propaganda-Informationen der Windkraftlobbyisten in BW nicht stimmen können? Diese Anlagen wiegen 4000 – 7000 Tonnen, sind 200-230m hoch, ca.120m breit. Diese Kraftwerke bestehen aus energieintensiven Materialien, wie Stahl, Beton, Kupfer, seltene Erden und synthetische Werkstoffe! Es braucht Erschließung, Planung, Transport, Betrieb, Administration, Wegebau, Abbau, Infrastruktur und vieles andere mehr!

    Nicht nur die lokalen Umweltbelastungen z.B.durch Zement- und Betonwerke, auch die Umwelteinflüsse global z.B. Kupferminen und Kupferverhüttung in Somalia und Chile bedeuten riesige Umweltschäden.

    Das Regierungspräsidium(RP) sollte einen Plan oder ein Konzept bzgl. Energiewende vorlegen. Wie sieht die Ersetzung der fossile/atomare Energieerzeugung durch zeitgemäße Technologien aus? Die aktuelle RP-Vision mit „Windrädern“, führt zu mehr Windräder, als Bäume im Schwarzwald. Allein der Ersatz von sieben Grosskraftwerken bis 2022 bedeuten über 70 000 Windkraftwerke und das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Die Damen und Herren von NABU und BUND wollen alle fossile Energieformen (auch Verkehr und Heizung) ersetzen, Kohle und Öl unabhängig von der physikalischen und wirtschaftlichen Machbarkeit. Dadurch erhöht sich der Bedarf von den bis 2022 benötigten 70 000 Windkraftwerken nochmals um den Faktor 5 – 8. Dann sind wir in einem Bereich, wo man sich durch die bloße Nennung der Zahlen unglaubwürdig macht.

    Durch Pumpspeicherwerke könnte man diesen „unrealisierbaren“ Bedarf zwar mehr als halbieren, aber dann brauchen wir riesige obere und untere „Planschbecken“ für die benötigten Pumpspeicherwerke. Und das in Dimensionen ohne bisheriges Vorstellungsvermögen.

    Ich habe versucht, mir ein Bild von dem Lösungsansatz der Regierungspräsidentin zumachen. Ich komme für mich, zu dem Ergebnis, dass die Führungspersonen aufgrund von Lobbyeinflüssen keinen Kontakt zur Realität, Machbarkeit oder gar zur betroffenen Bevölkerung haben und wollen!
    Die Handlungen des RP waren in den letzten Jahren, vor allem für die Landbevölkerung von Nachteil. Das Schließen von Schulen, die Eingriffe in die Ländliche Infrastruktur oder die Auflagen für die Landwirte, das alles spricht für sich!

    Wenn wir was erreichen wollen, braucht es eine neue Partei, damit wir wenigstens Abstände ähnlich Bayern durchsetzen könnten. Wichtig ist auch die Absicherung der getätigten Subventionen, wir brauchen Speicher möglichst dezentral vor Ort. Es macht keinen Sinn, noch mehr Generatoren in Gebiete zustellen wo schon Stromüberschuss besteht. Wir müssen zurück zum Konzept, dass der Strom dort erzeugt werden muss, wo dieser Strom auch verbraucht wird.

    Grund zur Hoffnung erweckt die Formulierung des RP
    "Aber nicht Idealismus entscheidet", sagte Bärbel Schäfer, "sondern das Geld." dann wäre ja der Spuk bald vorbei. Aber bei erneuerbaren Energien ist ja schon der Begriff „erneuerbar“ nicht Tatsachen konform.

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Gustav Rosa: 02. Mai 2015 - 10:44 Uhr

    @Dieter Neufeld
    Eine erdrückende Flut von Zahlen und Vorwürfen, die es dem Leser schwer machen den Argumenten zu folgen. Leider kein einziger konkreter Vorschlag für einen besseren und machbaren Weg.
    Da müssen der Umweltminister (der zurzeit eine Umweltministerin ist) und die Regierungspräsidentin für alles herhalten, was aufgeblasene, träge und größtenteils parteipolitisch „verseuchte“ Behörden seit Jahrzehnten alles falsch gemacht haben.
    Unsere Energieprobleme sind hausgemacht und die logische Folge einer satten und selbstzufriedenen Konsumgesellschaft.
    Der Pressebericht, den wir hier kommentieren, meldet, dass 73% der Befragten vorrangig die Abschaltung der Reaktoren im AKW Fessenheim wünschen. Bleibt die Frage, wieviel davon auch etwas dafür tun?

    Da sind mir Ponnies auf Magerwiesen doch viel lieber als Skelette in Wüsten…


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