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05-04-16
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim, Aktionen SPD
"So etwas darf sich nicht wiederholen"

Zeitzeugenbericht aus Tschernobyl


Der ehemalige „Liquidator“ im havarierten Atommeiler in Tschernobyl, Oleg Veklenko (Mitte), sprach der Breisacher Mahnwache Mut zu. Foto: Joshua Kocher

In Kürze steht ein trauriger Jahrestag an. 30 Jahre sind vergangen, seitdem sich der katastrophale Unfall im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl ereignete.

BREISACH. Oleg Veklenko war einer der Ersten, die mit den Aufräumarbeiten rund um das AKW begannen. Am Montagabend richtete er ermutigende Worte an die Teilnehmer der 259. Mahnwache auf dem Breisacher Neutorplatz.
"Es wäre gut, wenn sich alle Menschen der Welt im Kampf gegen die Atomkraft zusammentun", ruft der Ukrainer durch das Megaphon. Er spricht den Breisachern Mut zu. So etwas wie Tschernobyl solle nicht noch einmal vorkommen. Als Zeitzeuge teilt er seine Erinnerungen mit der Nachwelt. Der 65-jährige Grafikdesigner zählt zu den sogenannten Liquidatoren, die unmittelbar nach der Explosion dazu eingesetzt wurden, die verstrahlte Materie zu beseitigen und mit den Aufräumarbeiten zu beginnen.

Am 29. April 1986, also nur drei Tage nach dem Super-GAU, wurde er nach Tschernobyl gerufen und betrat am 2. Mai, ohne zu wissen, was ihm bevorsteht, das verstrahlte Gebiet. Einen ganzen Monat lang sollte er jeden zweiten Tag Schutt auf die Seite räumen, um das Ausmaß der Zerstörung im Rahmen zu halten. Eigentlich war Veklenko zu dieser Zeit als Wachmann eines Chemiekonzerns angestellt. Über die gesundheitlichen Folgen der Strahlung, der er ausgesetzt war, spricht er nicht gerne. Er stehe unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle und versuche, sich durch sportliches Training fit zu halten.

Empfang im Fessenheimer Rathaus

Den Kontakt nach Deutschland stellte das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) in Dortmund her. Neben Veklenko sind derzeit elf weitere Personen auf "Tour" durch Europa. Den Organisator des Elsass-Besuchs, Gabriele Weisser, Lehrer am Lycée Théodore Deck in Guebwiller im Elsass, lernte er bei einem Schulbesuch kennen. Dass Oleg Veklenko nun auch zu den Teilnehmern der Mahnwache in Breisach gesprochen hat, sei der Initiative Weissers zu verdanken, betonte der Initiator der Mahnwache, Gustav Rosa. Ausgelöst durch das atomare Unglück in Fukushima 2011 finden die Kundgebungen seit fünf Jahren jeden Montagabend auf dem Neutorplatz statt.

Im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz in Fessenheim hatte der Ukrainer bereits zuvor einige Worte an die Bevölkerung des Elsass gerichtet. Der geplante Empfang durch den Fessenheimer Bürgermeister Claude Brender drohte auszufallen, da sich der Rathauschef zunächst weigerte, den Liquidator als Gast zu begrüßen. Kurzfristig musste er sich jedoch dem Druck der Medien beugen. Als Gastgeschenk erhielt Veklenko das Buch "Vive le Nucléaire Heureux", zu deutsch etwa: Wie man glücklich mit der Atomkraft lebt.

Fotoausstellung in Munchhouse

Nachdem Veklenko die Mahnwache in Breisach unterstützte, wurde abends ein Theaterstück in Munchhouse aufgeführt. Dort wurden auch die Fotografien Veklenkos ausgestellt, die er kurz nach dem Unglück in Tschernobyl angefertigt hatte.

Neben Veklenko richteten auch die SPD-Landtagsabgeordnete Gabi Rolland sowie Patricia Guéguen von der grünen Partei "Europe Écologie – Les Verts" (EELV) im Elsass Worte an die Demonstranten. Rolland betonte, dass es nicht allein darum gehe, das AKW in Fessenheim endlich abzuschalten. Vielmehr sei es wichtig, gemeinsam mit den französischen Nachbarn Ideen für die Zeit danach zu entwickeln.

Denkbar seien etwa ein europäisches Zentrum für Entwicklung und Forschung oder ein grenzüberschreitendes Gewerbegebiet in der Region. Guéguen von der EELV beklagte die geringe Unterstützung in Frankreich. Es sei noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Stolz sei sie, dass es in Deutschland so viel Unterstützung gebe. Gernot Erler, Russlandbeauftragter der deutschen Bundesregierung, dessen Grußworte Gustav Rosa ausrichtete, mahnte mit den Worten: "Wir haben nichts vergessen".


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