ENDINGEN. Mit mehr als 40 Mitstreitern "feierte" die Endinger Mahnwache am Montagabend auf dem Marktplatz ihre 75. Demo – zusammen mit Gästen der Breisacher Mahnwache.

Sieben Jahre nach dem verheerenden Kernkraftwerksunfall in Fukushima zeichne sich ab, dass sich die Dauerproteste in Endingen, Weisweil oder Breisach gelohnt hätten, sagte Gustav Rosa in einer leidenschaftlichen Rede. Der Organisator der Breisacher Montagsmahnwache machte mit Megaphon, Sirene und vielen Anti-Atomkraftplakaten auf das Anliegen der Montags-Demo aufmerksam: Der Abschaltung nicht nur des Atomkraftwerks in nächster Nähe, sondern von allen Atomkraftwerken. Ihren Widerstand bekundeten die Breisacher bereits bei 359 Mahnwachen.

"Am Anfang wurden wir belächelt", berichtete Rosa. Es habe mehr als sechs Jahre gedauert, bis beispielsweise der Bürgermeister von Breisach eine der vielen Einladungen angenommen und die Mahnwache auf dem Neutorplatz besucht habe. Inzwischen werde man aber mehr und mehr wahrgenommen. "Am treuesten sind unsere französischen Freunde", so Rosa. In Breisach seien sie regelmäßig dabei und versorgten die deutschen Nachbarn mit aktuellen Infos aus Fessenheim, Colmar oder Paris.

"Wir haben mit unserer Hartnäckigkeit, Stehvermögen und mit unserer grenzüberschreitenden Solidarität einen großen und entscheidenden Anteil daran, dass jetzt das Ende der atomaren Ära in unserer unmittelbaren Nachbarschaft eingeläutet wird", sagte Rosa und bezog sich auf Briefe aus Paris und Stuttgart.

Doch die Atomkraftgegner sehen die erstmals von der EdF angekündigte Abschaltung der altersschwachen Reaktoren in Fessenheim mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Die Koppelung der Abschaltung von Fessenheim an die Inbetriebnahme von Flammanville am Atlantik war und ist unmoralisch", betonte BUND-Geschäftsführer Axel Mayer. Aufmerksam bleiben müsse man auch nach wie vor im Hinblick auf die Atommüll-Endlager-Debatte – sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland.

Christoph Gurlitt überreichte als Sprecher der Endinger Mahnwache seinen Breisacher Mitstreitern eine inzwischen historische "AKW Wyhl Nein"-Medaille, einst am 30. März 1982 geprägt, um die damals anstehenden Prozesskosten zu decken. Wenige Tage später hätten 40 000 Menschen in Wyhl demonstriert und damit letztlich den Bau des Atomkraftwerks verhindert.

Die Endinger Mahnwache trifft sich immer am ersten Montag des Monats auf dem Marktplatz. Gurlitt kündigte einen "Gegenbesuch" in Breisach zur 365. Mahnwache für Montag, 16. April, an.