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28-07-11
Rubrik: Fessenheim, Pressebericht
Zornige Bürger gegen die "Kernkraft des Bösen"

Georg Schramm alias Lothar Dombrowski bringt Abwechslung in die Montagsaktion gegen Fessenheim.


Fukushima und die Folgen – dazu hatte Georg Schramm bei der Montagsaktion gegen Fessenheim einiges zu sagen. Foto: Beatrice Ehrlich

MÜLLHEIM. Er werde den Auftritt zu einem späteren Termin nachholen, hatte Georg Schramm versprochen, als er seine Teilnahme an der Montagsdemo der Atomkraftgegner wegen familiärer Gründe hatte absagen müssen. Knapp zwei Monate später ist es so weit.

Schramms Alter Ego Lothar Dombrowski betritt die Stufen des Spartempels, um sich geschart etwa 300 erwartungsvolle Demonstranten. Im Anzug, die gelähmte Hand wie immer im schwarzen Handschuh an den Körper gepresst, gibt der aufgeregte Rentner mit schnarrender Stimme heute den Empörten. Dombrowski rollt das R, fletscht die Zähne. Man solle sich nicht zum Wutbürger machen lassen, fordert er: "Wir sind keine Wutbürger", beschwört er sein gebannt lauschendes Publikum. Der Begriff "zornige Bürger" erscheint ihm die bessere Alternative. Das untermauert er durch gewichtige Zitate aus der Kulturgeschichte: Homers "Ode an den Zorn" aus der Ilias und obendrauf noch das Papstwort: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht." "In dieser Tradition stehen wir", unterstreicht Dombrowski. Wer aber ist das Böse, dem es sich entgegenzustellen gilt? "Was ist die Kernkraft des Bösen?", fragt er provozierend und gibt sich gleich selbst die Antwort. "Die Habgier", raunt er, "hat sich oft verkleidet und ist jetzt ganz offen zur Herrschaft angetreten." Keine gute Ausgangslage. Denn Hochfinanz, Schwerindustrie und das vielgeschmähte "bürgerliche Lager", die hätten schon einmal die Nationalsozialisten in den Sattel gehoben. Rechtsradikale Parteien könnten schon bald wieder Zulauf gewinnen, schwant ihm. "Wir sollten ihnen die Straße nicht überlassen", erregt er sich.

Für alle Fälle empfiehlt er den Versammelten die Lektüre der Streitschrift des 93-jährigen Stéphane Hessel: "Empört Euch!" Man ist nie ganz sicher: Wer spricht da eigentlich – Dombrowski oder doch Schramm? Sei’s drum: Das Publikum ist begeistert. Man kennt sich, weiß sich in der Sache einig. Mappus, ein Lieblingsfeind, ist inzwischen zwar abhanden gekommen, aber der Kampf gegen die da oben geht weiter: "Sie werden sehen: Man wird Ihnen die Schuld geben, dass die Strompreise steigen", prophezeit Dombrowski und "irgendwann wird es zu einem Blackout kommen, die Artikel dazu sind wahrscheinlich schon geschrieben." "Das heißt, dass die das extra machen", flüstert eine Mutter ihrer Tochter zu. "Das Gras wächst", schließt Schramm pathetisch. Ulrich Rodewald dankt für die neue Kraft und Lust weiterzumachen. Nathan Egel und Felix Floß steuern flotten Jazz bei.

Eine Aktion ist wieder für den 18. September geplant: eine Blockade der Brücke zwischen Neuenburg und Chalampé.


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