Waren es 10.000 Demonstranten – oder gar 20.000, wie die Veranstalter sagen? Die Schätzungen gehen auseinander, klar ist aber: Der Zulauf zur Anti-Atomkraft-Aktion auf den Rheinbrücken zwischen Südbaden und dem Elsass war enorm.An elf Rheinbrücken zwischen Südbaden, der Schweiz und dem Elsass haben am Ostermontag Atomkraftgegner demonstriert und vor allem die Stilllegung des ältesten französischen Atomkraftwerks in Fessenheim gefordert (Fotos). Die Veranstalter sprachen von insgesamt 20.000 Teilnehmern, die Polizei wollte dagegen nur etwa die Hälfte gezählt haben."Radioaktivität kennt keine Grenzen, und unser Protest auch nicht. Stoppt Fessenheim." Der Aufruf von Elke Brandes von der Antiatom-Gruppe Freiburg ist das Signal zum Aufbruch, mit dem am Ostermontag die Rheinbrücke in Breisach für eine halbe Stunde in Beschlag genommen wird, um gegen Atomkraft und für die sofortige Abschaltung des Kernkraftwerks Fessenheim zu protestieren.Für die Atomkraftgegner ist es "5 nach 12", und genau um 12.05 Uhr geht nichts mehr an diesem sonnigen Vormittag auf der vielbefahrenen Rheinüberquerung. Sie ist Demonstrationsplatz, Spielfläche und Fußgängerzone zugleich. Mehr als 4000 Kundgebungsteilnehmer strömen von der Ostseite auf die Brücke, weitere 1000 dürften von Westen aus dem Elsass gekommen sein. Seit den Tagen des Protests gegen das geplante AKW Wyhl dürfte es die größte Demonstration sein, die in Breisach stattfindet."Die Teilnehmerzahl übertrifft bei weitem unsere Erwartungen", freut sich Ingo Falk von der Freiburger Antiatom-Gruppe. Gemeinsam mit der Initiative "Stopp Fessenheim" ist sie Veranstalter, der offiziell als Tschernobyl-Aktionstag bezeichneten Demonstration, mit der an die AKW-Katastrophe in der Ukraine vor 25 Jahren erinnert werden soll.Ein Meer von gelben Anti-AKW-Fahnen weht in der Brise auf der Brücke über dem Rhein. Mit Kind und Kegel sind die Leute zur Demo gekommen, viele mit dem Fahrrad. Mit einer Schweigeminute wird der Opfer aller Nuklearkatastrophen gedacht. "Fessenheim jetzt abschalten, bevor es Futschikato ist" steht auf einem der mitgeführten Transparente. "Urangela" lautet der Schriftzug unter Bildern von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die mitgeführt werden. Und auch mit dem alemannischen "Nai hämmer gsait" geben viele Demonstranten unmissverständlich ihre Meinung zur Atomkraft kund.Autos müssen eine halbe Stunde wartenNach einer halben Stunde ziehen sie weiter auf die Rheininsel auf der französischen Seite. Die Band "Leopard Leur" aus Straßburg unterhält die Teilnehmer mit Antiatomsongs. Eva Stegen von den Elektrizitätswerken Schönau, Ludwig Brüggemann von der Organisation "Ärzte gegen Atomkraft", Nicole Roelens von der Bürgerinitiative Stop Fessenheim und Stadtrat Frédéric Hilbert aus Colmar stehen auf der Rednerliste der Kundgebung. Sie klingt wie ein großes Familienpicknick aus. Ohne besondere Vorkommnisse, wie die Polizei bestätigt.Ähnliches gilt für die Demonstrationen auf den anderen Rheinbrücken. Rund 550 deutsche und französische Atomkraftgegner sammelten auf der Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg; der Verkehr auf der Brücke war 35 Minuten lang blockiert. Eine weitere Kundgebung mit etwa 300 Teilnehmern fand am Grenzübergang Nonnenweier statt. Zwischen Sasbach und Marckolsheim hatten sich 2000 Demonstranten eingefunden, an der Rheinbrücke in Neuenburg sogar 3000 und in Weil am Rhein rund um die Dreiländerbrücke ähnlich viele. Die Folge war etwa in Neuenburg, dass die Verbindung über den Rhein knapp eine Stunde für den Autoverkehr gesperrt war.
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