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08-12-13
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim
Oh je, Fessenheim

Die Zukunft des ATOMKRAFTWERKS wird geplant, als ob es kein Abschaltversprechen gebe

Befremden haben Genehmigungen für den weiteren Betrieb des Atomkraftwerks (AKW) im französischen Fessenheim nach 2023 ausgelöst, die am Montag auf der Tagesordnung der Überwachungskommission standen.
Unter anderem ging es um Wassermengen, die aus dem Rheinseitenkanal Grand Canal d’Alsace entnommen werden dürfen und um Temperaturgrenzwerte für die Wiedereinleitung. Ob Fessenheim 2016, wie von Präsident François Hollande versprochen, abgeschaltet wird oder weiterläuft, diese Frage stellt sich dem Gremium indes nicht.
Der „Commission locale d’information et de surveillance“ (CLIS) geht es allein um Fragen von Funktion und theoretischer Sicherheit des Meilers. Bereits im Jahr 2011 hatte die staatliche französische Atomaufsicht ASN (Autorité de sûreté nucléaire) dem 1977 in Betrieb genommenen Block 1 des Kraftwerks für weitere zehn Jahre die Betriebsgenehmigung erteilt, im April dieses Jahres folgte erwartungsgemäß auch die Genehmigung für den 1978 in Betrieb genommen Block 2.
Der Betreiber EdF (Energie de France), zu fast 85 Prozent in Staatsbesitz, hatte unter anderem für die nach der Katastrophe von Fukushima von der ASN geforderte Verstärkung der Bodenplatte zuletzt 30 Millionen Euro ausgegeben, auch das ungeachtet der versprochenen Abschaltung.

Je älter, desto sicherer?

Da der Betrieb des Atomkraftwerks nach Informationen der französischen Tageszeitung Le Monde jährlich aber 400 Millionen Euro einspielt, wäre die Investition selbst für eine kurze Betriebszeit zu verkraften.
Ungeachtet des ebenfalls von der aktuellen Regierung vorgesehenen langsamen Rückzugs aus der Atomenergie, die bis 2025 anstatt bisher 75 Prozent des französischen Strombedarfs nur noch 50 Prozent decken soll, entscheidet das Parlament demnächst darüber, ob die mögliche maximale Laufzeit der aktuell landesweit 58 Anlagen von bisher 40 auf neu 50 Jahre angehobenwerden soll.
Zu viel geworden ist das sich wiederholende Prozedere jetzt dem Elsässer Jean-Pierre Frick, der bis Montag noch für den nationalen Verbraucherschutzverband CLCV (Consommation, logement et cadre de vie) Mitglied der Fessenheimer CLIS war. Er hat sein Mandat aus Protest niedergelegt und zeigt sich unter anderem fassungslos über die vielfach gehörte Auffassung französischer Atomkraftwerk-Fachleute, je länger ein Kraftwerk in Betrieb sei, umso besser kenne man es und umso sicherer sei es dementsprechend. Dass jetzt über Auflagen für den Betrieb nach 2023 diskutiert wurde, verwundert Frick indes nicht: „Die Abschaltung ist ja bisher noch immer ein Versprechen des Präsidenten und noch nicht offiziell im Parlament beschlossen.“ Beim französischen Umweltministerium weist man auf Rückfragen alle Verantwortung von sich. „Die Laufzeitverlängerung von 40 auf 50 Jahre ist nicht unsere Sache. Das wird Thema einer Parlamentsdebatte im Frühjahr sein“, sagt Cécile Philibert als Sprecherin der Pariser Delegation für die Fessenheim-Schließung. Auch auf die Tagesordnung der „Commission locale d’information et de surveillance“ könne und wolle man keinen Einfluss nehmen.

Der Delegierte ist vor Ort noch nicht erschienen

Der ursprünglich von Präsident François Hollande ernannte Delegierte für die Schließung, François Rol-Tanguy, nimmt seit Oktober höhere Aufgaben im Ministerium wahr. Sein Nachfolger Michel Ohier ist bisher vor Ort noch nicht in Erscheinung getreten und war persönlich für Fragen auch nicht zu erreichen. Seinen Namen, der sich zu deutsch wie „oh je“ spricht, als irgendwie böses Omen zu nehmen, davon wird an dieser Stelle dennoch abgesehen. ANNETTE MAHRO


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