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06-11-11
Rubrik: Fessenheim, Pressebericht
Fessenheim

Kernkraftgegner kritisieren französischen AKW-Stresstest


Blick in den Reaktor in Fessenheim Foto: Thierry Gachon

Bis Ende 2011 will die französische Atomaufsicht zur Sicherheit der 58 Atomreaktoren im Land Stellung nehmen. In Fessenheim wird der erste Teil des Stresstestes von Atomkraftgegnern massiv kritisiert.

Bis Ende 2011 will die französische Atomaufsicht zur Sicherheit der 58 Atomreaktoren im Land Stellung nehmen. In Fessenheim wird der inzwischen vom Kraftwerksbetreiber EdF abgeschlossene erste Teil des Stresstestes von Atomkraftgegnern massiv kritisiert. Teil zwei soll in der zweiten Novemberhälfte folgen.

Als Frankreichs ältestes Kernkraftwerk wird das AKW im elsässischen Fessenheim von Kernkraftkritikern beiderseits des Rheins seit den 70er Jahren energisch bekämpft. Ohne großen Erfolg, in Frankreich lässt man sich auch nach Fukushima nicht aus der Ruhe bringen. Ein Vierteljahr nach dem Unfall in Japan verlängerte die Atomaufsicht jüngst die Laufzeit für Block eins in Fessenheim. Zahlreiche Resolutionen von elsässischen Gemeinderäten haben höchstens bewirkt, dass die Genehmigung für den Betrieb Block eins an Auflagen geknüpft wurde.

Da nun auch Frankreich seine Atomkraftwerke einem Stresstest unterzieht, musste der Betreiber EdF vor wenigen Wochen für jeden Atomstandort im Land einen Testbericht abgeben. Den Fragenkatalog dazu hatte die Regierung vorgegeben. Die 7000 Seiten Evaluierungen zur Erdbebensicherheit, Überschwemmungsgefahr und Stromversorgung im Ernstfall – davon allein knapp 400 Seiten zu Fessenheim – erinnern mehr an eine Selbstvergewisserung als an die erhoffte kritische Kontrolle.
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Bei dem Bericht handele es sich um einen Neuaufguss alter Prüfberichte, kritisiert der Straßburger Atomphysiker und Kernkraftgegner Jean-Marie Brom. Sogar beim Thema Überschwemmungsschutz habe sich der Betreiber nicht um neue Erkenntnisse bemüht. Die Vorkehrungen gegen einen Bruch der Dämme zum angrenzenden Grand Canal in Fessenheim halte er weiterhin für ausreichend. Das ist deshalb besonders erstaunlich, weil erst im vergangenen Sommer eine unabhängige Studie im Auftrag der Überwachungskommission gerade dies bezweifelt hatte.

Brom entrüstet sich: "Wie beruhigend, dass EdF davon ausgeht, dass selbst nach einer Kernschmelze das Reaktorgebäude ein bis drei Tage den Kräften standhalten kann und der Austritt von Radioaktivität weit unterhalb der Werte von Fukushima liegt." Der Betreiber rechnet damit, dass die Sockelplatte in Block eins nach der geplanten Verstärkung bei einer Kernschmelze nicht viel länger als zwei Tage durchhalten wird. Viele Experten bezweifeln allerdings, dass diese Verstärkung je stattfinden wird. Sie sei schwer vorzunehmen, so die Kritik, zudem sehr teuer. AKW-Direktor Thierry Rosso hält die Kosten dagegen für verkraftbar: "Sie stellen den Weiterbetrieb des AKW nicht in Frage."

Ein nächster Prüfbericht soll als Teil zwei des Stresstestes in der zweiten Novemberhälfte vorgelegt werden. Dann gibt das französische Forschungsinstitut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) seine Einschätzung ab.

Die baden-württembergischen Grünen haben schon angekündigt, sich die Prüfberichte genauer anzuschauen. Immerhin ist man durch den EnBW-Kauf der Vorgängerregierung zum Mitbesitzer des Fessenheimbetreibers geworden. "Auf unsere Anfragen erwarten wir von EdF und der französischen Regierung nun klare Antworten", kündigt die grüne Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich an. Allerdings hatte erst in der vergangenen Woche der elsässische Regionspräsident Philippe Richert den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in Paris wissen lassen: Fessenheim werde entsprechend der 2011 erneuerten Betriebserlaubnis zehn weitere Jahre Strom produzieren.

Die Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald, Dorothea Störr-Ritter, setzt in Sachen Fessenheim auf ihren guten Draht ins Südelsass. Ihr Kreistag hatte unlängst mit einer Resolution eine Schließung des Atomkraftwerkes gefordert. "Wir sind der Meinung, dass es für ein Erdbebengebiet wie den Oberrhein nicht ausreicht, den Weiterbetrieb unter strengeren Auflagen zu beschließen." Sie habe dem Vorsitzenden des Generalrates in Colmar, dem konservativen Charles Buttner, die südbadische Position klar gemacht und sei bei ihm auf Verständnis gestoßen. "Ob er das aber politisch durchsetzen kann", sagt sie, "müssen wir abwarten."


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