Am vergangenen Sonntag sollte sich entscheiden, ob der französische Energiestaatskonzern EdF die Stilllegung des Atomkraftwerks Fessenheim einleitet. Das zumindest hatte der stellvertretende Vorsitzende der französischen Nationalversammlung, Denis Baupin, bei mehreren Auftritten so dargestellt (Der Sonntag berichtete).
Der Sonntag fragte die EdF mehrfach, was an der Behauptung Baupins dran sei. Die Anfragen wurden zur Kenntnis genommen - eine Antwort gab es nicht. Und auch das Büro des Grünenpolitikers Denis Baupin reagierte diese Woche auf Nachfragen nicht. Französische Journalisten berichten, dass französische Behörden generell wenig auskunftsfreudig seien.
Erfahrungen mit der Kommunikationspolitik der EdF machte diese Woche auch Hartheims Bürgermeisterin Kathrin Schönberger. Da ihre Gemeinde in unmittelbarer Nähe des altersschwachen französischen Atomkaftwerks auf der anderen Rheinseite liegt, hatte sie sich für dessen schnelle Stilllegung eingesetzt – in einem Brief an den französischen Staatspräsidenten. Das wiederum nahm ihr Claude Brender übel, Amtskollege der französischen Nachbargemeinde Fessenheim, deren ganzer Stolz das Atomkraftwerk ist.
Atomkritische Bürgermeisterin ausgeladen
Ende Juli lud er sie und einige andere Bürgermeister aus dem Markgräflerland zu einer Kraftwerksbesichtigung ein. Er wollte ihnen zeigen, wie sicher das älteste AKW Frankreichs ist. Dieser Termin sollte vergangenen Freitag stattfinden.
Einen Tag davor lief im Hartheimer Rathaus eine E-Mail ein. „Sie haben gewünscht, unsere Anlage an diesem Freitag zu besuchen und wir bedanken uns bei Ihnen dafür“, schrieb die Betreibergesellschaft EdF darin an Kathrin Schönberger. „Leider wird eine Demonstration gegen das Kernkraftwerk Fessenheim anlässlich Ihrer Ankunft an dem selben Tag organisiert.“ Aus Sicherheitsgründen müsse der Besuch daher abgesagt werden.
Bürgermeisterin Schönberger reagiert zurückhaltend. „Ich finde es schade, dass man den Besuch aufgrund angekündigter friedlicher Demonstrationen absagt“, sagte sie am Freitag. Deutsche Atomkraftgegner des Aktionsbündnisses „Fessenheim stilllegen. Jetzt!“ hätten sie vor Ort durch eine Kundgebung unterstützen wollen. Ein davon ausgehendes Sicherheitsrisiko könne sie nicht erkennen. DAG/RIX
Anmerkung:
Der Besuch wurde wegen angedrohter Gewaltbereitschaft der Belegschaft aus dem AKW und aus Angst vor Zusammenstößen abgesagt. Bleibt die Frage, in wie weit die Anlage bei solchen aggressiven Mitarbeitern überhaupt noch sicher ist?