(MF/vb) – Die ungewohnten Töne aus Paris haben den Luxemburger Premier erfreut: Er beglückwünschte die französische Umweltministerin Ségolène Royal, das Atomkraftwerk Cattenom schließen zu wollen.
Ministerin Royal hatte am Dienstag bei ihrer ersten öffentlichen Ansprache gesagt, die französischen Atomkraftwerke nahe der Grenze – Fessenheim, Cattenom und Bugey – sollten „prioritär“ vom Netz genommen werden.
Am Mittwoch nahm der Luxeburger Premier Xavier Bettel die Deklaration erfreut auf. Auf Facebook schrieb er, die Gespräche mit dem französischen Präsident Hollande und Premierminister Valls hätten Früchte getragen. „Nach dieser Ankündigung von Madame Royal werden wir unsere Bemühungen bei der französischen Regierung fortsetzen“, schreibt Bettel.
Bereits in der Rede zur Lage der Nation Ende April hatte Bettel den großen Nachbarn aufgefordert, Cattenom vom Netz zu nehmen. Bei einem verheerenden Störfall in dem Atomkraftwerk an der Mosel würde „Luxemburg von der Landkarte verschwinden“, heißt es in der Regierungserklärung.
"Nicht übers Knie brechen"
Der Vorstoß der französischen Umweltministerin ist bisher nicht viel mehr als eine Einzelmeinung. Präsident François Hollande hatte kürzlich gesagt, die Schließung von Atomkraftwerken könne man nicht übers Knie brechen. Gleichwohl, unterstrich der Präsident, sollte Fessenheim als erstes Atomkraftwerk vom Netz genommen werden. Der Energiekonzern EDF solle bis 2018 Atomkraftwerke vorschlagen, die geschlossen werden können, und andere, deren Laufzeit verlängert werden soll.
Die Diskussion um die Zukunft von Cattenom fällt zusammen mit dem 30. Jahrestag dieses zweitgrößten Atommeilers in Frankreich – gleichzeitig der siebtgrößte der Welt. Das Atomkraftwerk öffnet am Samstag seine Pforten für ein Volksfest mit Informationsständen, Spielen und Sportveranstaltungen. Auch Besichtigungen sind auf Anmeldung möglich.