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26-06-11
Rubrik: Pressebericht, Fessenheim, Aktionen SPD
Anti-Atom-Bewegung

Mehrere tausend Atomkraftgegner demonstrieren gegen Fessenheim


Eine von mehreren Formen des Protests: Liedermacher Burkard fordert singend die Abschaltung „vo dem Drecks-Chaschte“. Foto: Dorothee Philipp

Mehrere tausend Atomkraftgegner haben am Sonntag gegen das Atomkraftwerk Fessenheim demonstriert. Mit einer Menschenkette kesselten sie das älteste AKW in Frankreich ein und forderten die Abschaltung.

FESSENHEIM/Hartheim. "Abschalten! Jetzt!", hieß gestern wieder der Schlachtruf tausender von Demonstranten, die rund um das Kernkraftwerk Fessenheim mit einer Menschenkette lautstark ein sofortiges Stilllegen des Atommeilers forderten. Auf etwa 7000 bis 10.000 schätzten die Organisatoren die Zahl der Teilnehmer aus Deutschland, dem Elsass und der Schweiz, die teilweise mit Bussen zur Demo gekommen waren. 5 000 hatte man für eine geschlossene Menschenkette angesetzt.

Für Unmut sorgte die starke, fast als martialisch empfundene Präsenz der französischen Gendarmerie, die kurz vor der Aktion den Zugang zur Rheininsel abgesperrt hatte, so dass die geplante "Umzingelung" nicht zustande kam. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. "Das haben die doch vor allem wegen den Fernsehbildern gemacht, damit es aussieht, als wäre kaum jemand gekommen", vermutete einer der Ordner, die dafür sorgten, dass die Menschen einigermaßen gleichmäßig auf die etwa vier Kilometer lange Strecke von der Südgrenze des AKW-Areals bis zur Zufahrt zur gesperrten Rheininsel verteilt wurden.

Sämtliche Altersgruppe vertreten

Von Süden her war die Straße schon etwa zwei Kilometer vor dem Kraftwerksgelände gesperrt, so dass die Menschen, die hier entlangkamen, einen mindestens halbstündigen Fußmarsch absolvieren mussten, sofern sie kein Velo hatten. Etwas dünner war die Menschenkette direkt vor dem Haupteingang zum Kraftwerk, zum einen weil hier kein Schatten die Sonne milderte, zum andern wegen der Bewachung durch die Polizei.

Bemerkenswert war wie bei den früheren Demonstrationen, dass sämtliche Altersgruppen auf den Beinen waren. "Ich bin hier wegen meiner Enkel", sagte ein älterer Mann. Eine Seniorin aus Freiburg berichtete, sie sei mit einem Bus gekommen, der am Hartheimer Autohof geparkt hatte, und war wie viele andere die rund vier Kilometer bis zur Demonstration marschiert.

Die Hitze verhinderte das geplante kollektive "Die in", bei dem sich alle Demonstranten in einer Art Todessimulation auf den Boden legen wollten. "Der Asphalt ist einfach zu heiß", meinte Jean Paul Lacôte, einer der Organisatoren der Aktion. Doch die Stimmung war bestens. "Heute werden wir nur von der Sonne bestrahlt", scherzte eine Frau, die sich auf ihre Jacke gesetzt hatte. Fantasievoll und vielfältig war die Ausstattung der Demonstrierenden nicht nur mit Verkleidungen und Fahnen, sondern auch mit Instrumenten zur Lärmerzeugung. Von der Trillerpfeife über Eisenketten, die gegen Blechfässer geschlagen wurden und Alarmsirenen bis zur Gitarre war alles dabei.

Aktionsbündnis "Fessenheim abschalten jetzt"

Nachdem die Menschenkette geschlossen war und lautstarke "La-olas" über das Gelände gebrandet waren, strömten die Menschen zur Bühne im Park vor dem Maison des Énergies. Für Musik sorgten der Liedermacher Roland Burkard mit kernigen alemannischen Texten, in denen es um das Abschalten "vo dem Drecks-Chaschte" ging, die Staufener Trommelgruppe The Confused, Liedermacher Wolfgang Gerwig und Band sowie die Band Philadelphia Wednesday parking lot.

Die Redner von deutschen und französischen Umweltorganisationen, die sich zum Aktionsbündnis "Fessenheim abschalten jetzt" zusammengeschlossen haben, wiesen darauf hin, wie marode und gefährlich gerade dieses AKW sei, da erst in jüngster Zeit sowohl beim Hochwasserschutz als auch bei der Erdbebensicherheit gravierende Mängel festgestellt worden seien. Auf wenig Gegenliebe bei den Fessenheim-Kritikern dürften indes Presseberichte aus den vergangenen Tagen stoßen, wonach für Block eins des umstrittenen AKW die Betriebserlaubnis für weitere zehn Jahre bereits unter Dach und Fach sein soll.

Unter den Rednern bei der Kundgebung waren auch der Müllheimer Arzt Jörg Pflieger, der für die weltweit aktive Organisation IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) sprach, Jacques Muller, der Bürgermeister von Wattwiller, der einzigen elsässischen Mitgliedskommune im Trinationalen Atomschutzverband TRAS, und der Freiburger Solar-Architekt Rolf Disch.

Mehr zum Thema:

    Fotos: Eine Menschenkette gegen das AKW Fessenheim


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