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21-03-12
Rubrik: Pressebericht, Aktionen OV, Veranstaltungen
Energie muss effizienter genutzt und teurer werden

Ernst Ulrich von Weizsäcker sprach in Breisach über die Voraussetzungen für die Energiewende / CO2-Ausstoß um 80 Prozent senken.


Ernst Ulrich von Weizsäcker sprach in der Spitalkirche über die Energiewende. Foto: thomas rhenisch

BREISACH (trh). Energie muss teurer werden und zwar im gleichen Maß, wie der technische Fortschritt Effizienzgewinne ermöglicht. Nur so kann Wohlstand vom Energieverbrauch entkoppelt werden. Genau dies ist aber für eine Energiewende notwendig. So in etwa lautet die Kernaussage eines gut besuchten Vortrags, den Ernst Ulrich von Weizsäcker am Montagabend in der Spitalkirche hielt. Eingeladen dazu hatten die Breisacher Grünen im Rahmen des Projektes "klimaneutrales Breisach" zusammen mit der örtlichen SPD.

In dem trotz des vorherrschenden Plaudertons stets fundierten Vortrag betonte der renommierte Wissenschaftler, Politiker und Buchautor die dramatischen Folgen, die ein ungebremster Klimawandel weltweit haben würde. Der Neffe des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wandte sich ausdrücklich gegen die Positionen sogenannter Klimaskeptiker, die eine vom Menschen gemachte Klimaerwärmung zwar nicht unbedingt leugnen, aber in ihren Auswirkungen als relativ gering einschätzen. "Wir müssen", da ist sich der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie sicher, "zu einer 80-prozentigen Minderung des weltweiten jährlichen Kohlendioxyd-Ausstoßes kommen".

Bislang, so Weizsäcker, sei der CO2-Ausstoß einer Ökonomie ein Wohlstandsindikator gewesen. Das heißt, je mehr Kohlendioxyd sie emittierte, desto reicher war sie. Diese Verbindung müsse gekappt werden. Allein mit regenerativen Energien, so wichtig sie auch seien, könne der weltweite Energiebedarf von 7 Milliarden Menschen nicht befriedigt werden. Vielmehr bedürfe es einer neuen technischen Revolution, durch die die Energieeffizienz vervielfacht werde. "Weniger Energie im Wohlstand" und nicht "weniger CO2 in der Energie" laute daher die Lösung für die Energiewende. Hier seien Techniker und Ingenieure gefordert.

Regenerative Energien können den weltweiten Bedarf nicht abdecken

Noch immer werde Energie auf verantwortungslose Art und Weise vergeudet. Die Möglichkeiten zur Steigerung der Ressourceneffizienz seien zahlreich, erklärte der studierte Physiker und Biologe. Sie reichten von der Entwicklung neuer Verkehrssysteme, über den Bau von Passivhäusern bis hin zum ökologischen Städtebau, um nur einige Beispiele zu nennen. Von der Politik fordert Weizsäcker, dass sie die Energiepreise an die Effizienzgewinne durch den technischen Fortschritt koppelt. Das heißt, Energie muss unterm Strich teurer werden. In Japan hätten in den 1980er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hohe Energiepreise zu einer Technologieführerschaft des Landes geführt. Verlierer einer solchen Politik der teuren Energie wären weltweit vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika und Australien, die mit ihrer Infrastruktur auf günstige Energiepreise geradezu angewiesen seien. Besonders traurig scheint Weizsäcker darüber nicht zu sein, fordert er doch ohnehin ein Ende der Dominanz anglo-amerikanischen Denkens und Wirtschaftens. Im Anschluss an die Ausführungen Weizsäckers entspann sich eine lebhafte Diskussion, bei der unter anderem die Stadtplanung in Breisach zum Teil vehement kritisiert wurde.

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Kommentare im Onlineportal der Badischen Zeitung:

Gustav Rosa - 21. März 2012 - 08:43 Uhr

Ein kompetenter Vortrag eines prominenten Wissenschaftlers und Vordenkers, wie er in Breisach nicht alle Tage vorkommt und eine gute Gelegenheit für alle dazuzulernen.
Interessierte Bürger waren zahlreich gekommen. Dagegen hatte der Bürgermeister schon im Vorfeld abgesagt und die Gemeinderäte sind (bis auf drei Ausnahmen), erst gar nicht erschienen - auch ein Zeichen von Prioritätensetzung der lokalpolitisch Verantwortlichen.

Martin Burster - 21. März 2012 - 13:41 Uhr

Herr Rosa, das passt doch wunderbar ins Gesamtbild. Oder kann man ernsthaft erwarten, dass Kommunalpolitiker erscheinen, die heute noch eine klimapolitisch komplett kontraproduktive Straße wie die B 31 West einem Verkehrskonzept vorziehen, dass nach über 50 Jahren endlich die richtigen Prioritäten setzen würde?


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