Endlich am Ziel stellte sich das Parkplatzproblem. Mithilfe der anwesenden Polizei wurde dies schnell und unbürokratisch gelöst. Es wurden noch die Personalien von der Delegationsleiterin erhoben.
Wir entpackten unsere Fahnen und Banner und bezogen auf der Straße und in der Einfahrt Position. Dort empfing uns dann auch die Staatsministerin, Frau Silke Krebs, und teilte uns mit, dass sie sehr wenig Zeit habe. Damit waren unsere Vorstellung von einem persönlichen Gespräch der Vertreter der anesenden Gruppen und Organisation mit Frau Krebs schon einmal über den Haufen geworfen. Spontan einigten wir uns auf den folgenden Ablauf: Vorstellung der Angereisten und deren Statement. Antwort von der Staatsministerin und Darstellung der Position der Landesregierung. Kurze Redebeiträge von einzelnen Angereisten.
Im Namen der Delegation aus dem Dreyeckland bedankte sich Gustav Rosa für den freundlichen Empfang. Er verlas und übergab anschließend das Schreiben, das von allen Mitgereisten unterzeichnet worden war (s. Anhang).
Die Staatsministerin bedankte sich ihrerseits für den Besuch und versicherte, dass sowohl ihre persönliche, als auch die Einstellung der Landesregierung bezüglich Atomkraft und hier vornehmlich gegenüber dem AKW Fessenheim, die Gleiche sei. Sie sicherte zu, es werde alles getan, um die baldmöglichste Stilllegung zu erreichen. Damit gab sich ein Großteil der Mitgereisten nicht zufrieden. Die Zwischenrufe wurden immer lauter. Eindruck hinterließ nur die Frage: "Wen sollen wir dann wählen?" Spontane Antwort Silke Krebs: "Uns!".
Noch während ihrer Ansprache erschien völlig überraschend und unangekündigt der Landesvater, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, persönlich. Er nahm sich die Zeit, seine Ministerin und alle Angereisten persönlich zu begrüßen und hörte den Redebeiträgen von Hans-Peter aus Müllheim und Jean Jaques aus dem Elsass aufmerksam zu, bervor er selbst das Wort ergriff.
In kurzen Sätzen verteidigte er die Position der Landesregierung, die relativ machtlos sei, was die Abschaltung des AKWs Fessenheim betrifft. Dies sei ausschließlich Sache des Nachbarlandes, und Frankrei sei ein suveräner Staat, der sich in seine inneren Angelegenheit nicht hineinreden lasse.
Auch in Bezug auf die umstrittenen Verträge zwischen EnBW und EDF habe die Landesregierung keine Möglichkeit, auf irgend eine Weise Einfluss zu nehmen.
Diese Worte stießen bei vielen der Mitgereisten auf wenig Verständnis, und die Rede wurde mehrfach durch Unmutsäußerungen und Zwischenrufe gestört. Dies wiederum erzürnte den Ministerpräsidenten dermaßen, dass er mit lauten und deutlichen Worten seine Position wiederholte und anschließend ziemlich abrupt und verärgert den Ort verließ. Das trug nicht gerade zur Verbesserung der Stimmung bei, zumal auch die Staatsministerin immer ungeduldiger auf die Uhr schaute.
So endete diese "Empfang" entsprechend den frostigen Außentemperaturen relativ enttäuschend. Andererseits wäre unter diesen Bedingungen auch keine fruchtbare Diskussion möglich gewesen. So verabschiedete sich Frau Silke Krebs mit der Zusage, unsere Anliegen und Forderungen zu überdenken und zeitnah bei einem Besuch im Dreyeckland ausführlich mit uns darüber zu diskutieren.
Text und Fotos: Gustav Rosa, Gisella Höchstötter, Gisele Reitzner, Lucien Jenny
Die Fahrt nach Stuttgart, betrachtet aus elsässischer Seite...
Nun zu den Terminen des Tages. Der ganz lockere Auftritt des Ministerpräsidenten Kretschmann, der sich spontan neben seine Ministerin gestellt und sich einfach mit uns unterhalten hat, fanden wir ziemlich überraschend- Kein Vergleich zu der gewohnheitsmäßigen Arroganz unserer französischen und elsässischen Obrigkeit. Schade, dass es dann nur eine enttäuschende Botschaft gab. Wir hoffen, dass das Versprechen der Ministerin, nach Südbaden zu kommen, um weiter über den Atomausstieg in Fessenheim zu sprechen, auch Realität wird.
Suzanne Rousselot, Elsass