Die Vorzeichen waren nicht gut. Dunkle Wolken türmten sich am Himmel und ein eisiger Wind fegte über den Münsterplatz. Schon im Vorfeld hatte es Absagen gehagelt. Das geplante Lichtermeer musste einer Minikerzenpracht weichen (der Wind hat alle Teelichter sofort gelöscht). Aus Weisweil war angekündigt worden, dass das Kreuz von Wyhl nicht nach Breisach gebracht werden wird.
Auch das Fernsehen hat die winterlichen Temperaturen gescheut und die 400. Montagsmahnwache in Breisach gemieden. Dagegen haben Maik Bock (Video Breisach) und Hannelore Lang (Breisach aktuell) gefilmt.
Von der Presse waren Claudia Müller (BZ), Gabriele Rochet (Reblandkurier), Maxime Nauche (HIT Radio Offenburg)und Patrick Kerber (DNA) vertreten.
Trotz aller Widrigkeiten lief das Programm pünktlich und zügig ab. Eckart Zöllner spielte auf der Drehorgel und trug auch das Brysacher Mahnwacherlied vor. Gemeinsam wurde auch der umgedichtete Weihnachtsklassiker "Oh Tannenbaum" gesungen.
Die angekündigte "Politprominenz" frohr tapfer mit uns mit. Nachdem Gustav alle Teilnehmer auf dem Münsterplatz begrüßt hat, richtete auch Johannes Fechner (MdB, SPD) ein paar Worte an die Anwesenden. Gekommen waren auch Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesumweltministerium, Gabi Rolland (MdL, SPD - trotz Krankheit), Daniela Evers (Kreisvorsitzende von Bündnis 90 / Grüne - als Vertretung von Bärbel Mielich), Oswald Prucker (stellvertretender Kreisvorsitzender der SPD), sowie Bürgermeister und Ortsvorsteher, Gemeinde- und Ortschaftsräte.
Auch die andere Seite des Rheins war mit Delegationen aller Vereine und Organisationen angereist. Und natürlich waren auch alle treuen Mahnwacher aus dem Elsass dabei.
Pünktlich um 18:55 Uhr läutete die Friedensglocke des Breisacher Münsters und begleitete die Teilnehmer auf ihren Weg in die Kirche. Dazu spielten die Musiker Theo Ziegler, Gerold Jäger, Gerd Ohligschläger, Felix und Andreas Fehr. Pfarrerin Christiane Drape-Müller und Pfarrer Werner Bauer feierten eine sehr emotional gehaltene Adventsandacht, die von den Besuchern mehrfach mit Applaus bedacht wurde. Zum Abschluss spielte die Band "We Shall Overcome" und viele sangen mit.
Der Umzug ins Hotel Stadt Breisach verlief zügig. Dort war alles perfekt vorbereitet. Inzwischen waren auch die Musiker "umgezogen". Bürgermeister und Mitveranstalter Oliver Rein war rechtzeitig nach der Kreistagssitzung eingetroffen und konnte die Begrüßungsrede halten. Mit offenen und ehrlichen Worten erläuterte er die Beweggründe, die ihn davon überzeugt haben, sich heute gegen Atomkraft einzusetzen. Er "freute" sich über den neuen von Präsident Macron in Aussicht gestellten Abschalttermin des Atomkraftwerks Fessenheim und kündigte an, die grenzüberschreitenden anstehenden und neuen Projekte auf kommunaler Ebene voranzutreiben.
Anschließend ließ Gustav ein paar der wichtigsten Etappen der vergangenen 399 Montagsmahnwachen in Breisach Revue passieren. In seiner Ansprache / Discours forderte er die sofortige und endgültige Abschaltung, wie sie von der ASN für Ende 2018 gesetzlich vorgesehen und aus dem Vorzimmer des Präsidenten für Dez. 2018 / Jan. 2019 anvisiert worden war.
Anschließend sangen Band und Besucher gemeinsam das umgedichtete einstige Soldatenlied "Die andere Wacht am Rhein". Auch auf dem Neutorplatz wachen seit 400 Wochen diesmal aber Deutsche und Franzosen gemeinsam in Breisach am Rhein.
Es folgte ein 20-minütiges Video, in dem Gustav einen Bruchteil der markanten Ereignisse, die er aus Nachrichtensendungen des Fernsehens und aus der Musikszene zusammengeschnitten hat, präsentierte.
Claude Ledergerber sprach im Namen der Umwelt- und Protestorganisationen aus dem Elsass. Er wies auf die französischen Eigenheiten hin, wie Gesetze interpretiert und Vorschriften umgangen werden, um einigen Wenigen (hier der Atomindustrie) freies Schalten und Walten zu ermöglichen. Dagegen regt sich auch im Elsass Widerstand.
Auch für deutsche politische Parteien waren Redezeiten vorgesehen.
Oswald Prucker sprach für die Sozialdemokraten im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (deutsch / französisch). Daniela Elvers vertrat die Position der Grünen. Beide forderte die sofortige Abschaltung und eine wirtschaftliche Neuorientierung im dann atomkraftfreien Elsass.
Nachdem Rita Schwarzelühr-Sutter über das Neueste aus Berlin berichtet und volle Unterstützung bei den Bemühungen, einen frühen und rechtsverbindlichen Abschalttermin zu erreichen, zugesichert hat, spielte die Band das von Theo Ziegler aus Anlass der 200. Mahnwache 2015 komponierte Lied "Die Mahnwacher vom Neutorplatz".
Damit endete gegen 21:20 Uhr der offizielle Teil des Abends. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es am Ende eine erfolgreiche Veranstaltung geworden. Damit ist es der Protestbewegung am Oberrhein erstmalig gelungen, beide christliche Kirchen, Lokal-, Landes- und Bundespolitik, sowie große Teile der Bevölkerung von beiden Seiten des Rheins zusammenzubringen.
Vielen Dank an alle "helfende Hände", an die Stadt Breisach für die uneingeschränkte Unterstützung und an das Team vom Hotel Stadt Breisach für die perfekte Gastfreundlichkeit.